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Leider nicht zu blöd zum Morden

Darf man ein Flüchtlingsheim in einem Neonazi-Kiez eröffnen?

VON ALKE WIERTH

Natürlich dürfen wir dem Druck von Nazis nicht nachgeben, ihnen keinen Millimeter weit entgegenkommen. Wir BerlinerInnen müssen uns den rechten Narren entgegenstellen, geschlossen und mit Selbstverständlichkeit.

Doch wir dürfen dabei keine Menschen missbrauchen, die hier Schutz vor Verfolgung suchen. Deshalb ist die Entscheidung von Bezirksbürgermeister Oliver Igel, in der Nazi-Hochburg Schöneweide kein Flüchtlingsheim zu bauen, verantwortungsvoll und richtig. Der Sozialdemokrat und jüngster Bezirksbürgermeister Berlins ist – notgedrungen und aus Überzeugung – ein erfahrener Kämpfer gegen Rechtsextremismus geworden. Er kennt die organisierte rechte Szene in Schöneweide, er weiß, welche Gewaltbereitschaft und welche Gefahren damit für Leib und Leben der Flüchtlingsfamilien drohen.

Erschossen, totgeschlagen

Und zwar ganz real. Denn es wird zwar gern verdrängt, aber es wurden und werden Menschen nichtdeutscher Herkunft von Neonazis getötet. Erschossen, totgeschlagen oder in ihren eigenen Häusern angezündet.

Klar schützt der Verzicht auf ein Heim in Schöneweide nicht vor solchen Taten. Nazis sind blöd, aber leider nicht zu blöd, um mordend durchs Land zu ziehen. Dennoch geht es um das Leben der Flüchtlinge, um ihren Alltag: Sollen sie und ihre Kinder in einem Umfeld leben, in dem die Angst, die ein Fluchtgrund war, nicht endet? In der sie weiter gehasst und verfolgt werden?

Menschen, die sich vor Fremden fürchten, kann die Begegnung mit solchen diese Furcht nehmen. Man darf aber Flüchtlinge nicht zwangsweise als Umerziehungsmaterial für Nazis missbrauchen.

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