KOMMENTAR: LISA FRANKENBERGER ÜBER EIN-EURO-JOBBER BEI DER AWO: Sozial gerecht ist das nicht
Die Arbeiterwohlfahrt (Awo) versteht sich selbst als Interessengemeinschaft, deren Mitglieder für soziale Gerechtigkeit und sozialen Fortschritt eintreten. Nicht verständlich ist es da, wenn die Awo Neumünster sich selbst eher als Leiharbeiter-Vermittlung zu begreifen scheint.
Während die Hartz-IV-EmpfängerInnen 1,25 Euro für ihre Arbeit als Haushaltshilfe bei SeniorInnen erhalten, streicht die Awo die restlichen 6,75 Euro, die sie von SeniorInnen kassiert, selbst ein. Es ist kaum vorstellbar, dass die Vermittlung und Betreuung der Hartz-IV-EmpfängerInnen so aufwändig sein soll, dass die 200 Euro, die die Bundesagentur für Arbeit für eben diesen Aufwand zahlt, nicht ausreichen.
Wer sich da mal den Namen des Verbandes „Arbeiterwohlfahrt“ auf der Zunge zergehen lässt, wird schnell stutzig werden und sich fragen, wem hier eigentlich „Wohl“ getan wird. Sicherlich weder den Ein-Euro-JobberInnen, noch den SeniorInnen, die für deren Leistungen blechen müssen. Und als Kind der Arbeiterbewegung müsste gerade die Awo vor solchen Formen der Ausbeutung der Ärmsten zurückschrecken.
Obwohl die Awo in Neumünster den Vorwurf, an den Ein-Euro-Jobbern zu verdienen, zurückweist, wird spätestens dann, wenn der Bundesverband „eine schnelle Aufklärung“ verspricht, klar, dass hier irgendetwas ganz gewaltig falsch läuft.
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