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KOMMENTAR: SVEN-MICHAEL VEIT ÜBER DIE HAMBURGER CDUAbschied auf Raten

So wird der Mann, der sich selbst lange Zeit als Hoffnungsträger der Hamburger CDU betrachtete, zur tragischen Gestalt

Der Abschied des Michael Freytag vollzieht sich auf Raten. Wenn morgen Carsten Frigge zum neuen Finanzsenator Hamburgs gekürt wird, ist dies bereits der dritte Akt in der Chronik eines angekündigten Abgangs. Am 1. März hatte Freytag seinen Wechsel von der Politik in die Wirtschaft erklärt, vor zwei Wochen schied er aus dem Senat aus, in drei Monaten soll Frank Schira zum neuen CDU-Parteichef gekürt werden. Auch bei seinem politischen Abtritt gelingt Freytag kein glücklicher Auftritt.

So wird der Mann, der sich selbst lange Zeit als Hoffnungsträger der Hamburger Christenunion betrachtete, zur tragischen Gestalt. Weil er dazu neigte, sich selbst zu überschätzen, weil er lange von politischen Freunden wie Gegnern überschätzt wurde.

Freytags persönliches Desaster ist es, ausgerechnet in seinem Traumjob als Finanzsenator zu scheitern. Eine neue Haushaltspolitik wird es aber nicht geben, nur einen neuen Senator.

Freytags politische Leistung besteht darin, gemeinsam mit von Beust das Regierungsbündnis mit der GAL gegen große interne Widerstände durchgesetzt zu haben. Ob mit Erfolg, wird sich aber erst nach dem Volksentscheid über die Schulreform im Sommer zeigen.

Dem Ex-Senator und Ex-Parteichef kann das egal sein. Er sitzt dann schon auf einem bequemen Managersessel.

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