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hamburger szenenMein Hausmeister

Allgemein scheint der im Haus wohnende Hausmeister dem Hausmeisterdienst zu weichen. Niemand klagt darüber – es sei denn, der mobile Hausmeisterdienst verweigert sein Kommen über Gebühr lange. Mein Hausmeister in Berlin bedrohte mich, als ich die Papiermülltonne nach einem alten Kassenzettel absuchte. Er verbot mir, über den Rasen hinweg zur Wäscheleine zu gehen.

Meine Hausmeisterin in Bremen erzählte mir noch vor dem Einzug, wie ihr Mann plötzlich an Krebs verstorben war. Sie erzählte es so sachlich wie detailreich und mit Sinn für das Dramatische der Geschichte. Ähnlich sprach sie über den Mieter, der nun schon lang im Gefängnis saß, einen anderen, der trank, aber mit dem Randalieren aufgehört hatte, und über die Paare vom Drogenstrich, deren Kondome morgens im Hof herumlagen. Und sie sagte, dass sich die Nachmieterin wegen der Löcher in der Wand nicht so haben sollte.

Jetzt wohne ich in Hamburg, in einer teureren Wohnung. Mein neuer Hausmeister schenkte mir zum Willkommen ein Schokoladen-Bonbon. Ich durfte mir bei ihm den Schlüssel zum Fahrradschuppen nachmachen lassen. Der Hausbesitzer, sagte der neue Hausmeister, würde am liebsten noch dafür Miete nehmen. Doch da, so der Hausmeister, habe er mit seinem Auszug gedroht. „Die Mieter müssen zusammenhalten, Mädchen“, sagte mein neuer Hausmeister und bot mir seine Bohrmaschine an. FRIEDERIKE GRÄFF

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