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Jetzt streiten Gerichte über Suhrkamp

VERLAG Frankfurter Justiz versus Berliner Justiz zum Thema Insolvenz

BERLIN taz | Drei Dinge geschehen derzeit gleichzeitig bei Suhrkamp. Erstens und für einen wichtigen Verlag nicht unwesentlich: Die neuen Bücher erscheinen wie geplant und gewohnt. Marion Poschmanns Roman „Die Sonnenposition“ wird schon sehr gelobt. Und es gibt viele Verheißungen mehr, etwa Neues von Detlef Kuhlbrodt.

Zweitens geht die Insolvenz des Verlags seinen Gang. Soeben lief die Frist ab, in der die Gläubiger ihre Ansprüche anmelden können. Angang Oktober wird eine Gläubigerversammlung stattfinden – alles im Rahmen des ordnungsgemäß von einem Berliner Gericht eingeleiteten Insolvenzverfahrens, dem ein jahrelanger Rechtsstreit zwischen der Mehrheitsbesitzerin Ulla Unseld-Berkéwicz und dem Minderheitenanteilseigner Hans Barlach vorausging.

Drittens gibt es noch die Frankfurter Richterin Claudia Müller-Einsing. Sie wirft, wie am Donnerstag bekannt wurde, der Verlegerin Unseld Berkéwicz in einer Urteilsbegründung vor, sich „grob treuwidrig“ gegenüber den Mitgesellschaftern zu verhalten. Und zwar mit der Insolvenz, die das Berliner Gericht aber gerade durchführt. „Durch das Insolvenzverfahren droht der Gesellschaft ein schwerer, nicht wiedergutzumachender Schaden“, schreibt Müller-Einsing. Dieser Vorwurf ist keine Kleinigkeit: Die Feststellung einer groben Treuwidrigkeit kann staatsanwaltschaftliche Ermittlungen nach sich ziehen.

Also: Business as usual, ordnungsgemäße Durchführung der Insolvenz und mögliche Ermittlungen wegen genau dieser Insolvenz. Irre. Aber ein ganz normaler Verlag war Suhrkamp ja noch nie. Wäre allerdings schon gut, wenn wenigstens die Gerichte sich einigten. DRK

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