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Ein Schloss für Harald Ehlers

Warum das Stadtschloss und die Treberhilfe zusammenpassen

VON UWE RADA

Klaus Wowereit sorgt sich um Barock. Nicht um den Gelsenkirchener – ob er den mag, weiß er allein und tut hier auch nichts zur Sache. Die Sorge des Regierenden Bürgermeisters gilt der barocken Fassade des Humboldt-Forums. Wenn nicht genügend Spenden zusammenkommen, müsse notfalls der Bund den Stuck zahlen, forderte Wowereit am Wochenende. Er reagierte auf eine Drohung aus dem Bauministerium, das Humboldt-Forum notfalls auch ohne Fassade – also nackig – zu bauen.

Auch Harald Ehlers sorgt sich. Wird er je wieder so leben, wie es ihm gebührt? Am Wochenende berichtete der Spiegel vom Luxus der Villa, die der Irgendwienochimmerchef der Treberhilfe bewohnt. Sauna für 79.000 Euro, Kamin für 11.000, Bootshaus für 153.000. Und das bei einem durch die Landeskasse geförderten Verein.

Zwei Menschen, zwei Sorgen. Und damit die Frage, was das eine mit dem anderen zu tun hat. Nun, vieles womöglich, vielleicht kommt es nur auf einen Versuch an. Warum kann man das chronisch unterfinanzierte Stadtschloss nicht einmal mit dem chronisch überdimensionierten Lebenswandel des Harald Ehlers zusammenbringen. Warum nicht zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen?

Obdachlose im Keller

Also: Die Landesbibliothek und die außereuropäischen Sammlungen fliegen raus aus dem Stadtschloss, dafür zieht die Treberhilfe ein. Im Keller die Obdachlosen, in den Obergeschossen der Hofstaat von Ehlers. Der sorgt auch dafür, dass das Land die fehlenden Millionen bezahlt – ohne es zu merken.

Unrealistisch? Nicht für Klaus Wowereit. Der kriegt endlich seinen Fassaden-Barock. Und drinnen herrscht Gelsenkirchener – aber nur vom Feinsten.

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