: Jamaikaner unerwünscht
NRW braucht mehr Polizisten mit Migrationshintergrund, sagt der Landespräventionsrat. Auch die Polizei hält viel von Integration. Doch viele BewerberInnen scheitern an den Sprachtests
VON GESA SCHÖLGENS
Die Polizei in Nordrhein-Westfalen braucht mehr MitarbeiterInnen mit Migrationshintergrund, fordert der Landespräventionsrat (LPR). „Es ist wichtig, dass dieser Teil der Bevölkerung in der Polizei repräsentiert wird“, sagt LPR-Vorsitzender Michael Walter.
Tatsächlich darf die Polizei in NRW auch Bewerber aus Nicht-EU-Staaten auswählen und sogar verbeamten. Allerdings sind seit 1993 nur 50 Bewerber ohne deutschen Pass eingestellt worden, wie der Kölner Stadtanzeiger berichtete. Das Innenministerium konnte zur Zahl der migrantischen Polizisten auf taz-Anfrage nichts sagen. Laut Integrationsministerium leben etwa drei Millionen Menschen mit Migrationshintergrund in NRW, davon rund 1,9 Millionen ohne deutschen Pass.
„Es ist wichtig, dass Polizisten die Mentalität, Sprache und Verhaltensstrukturen von ausländischen Mitbürgern kennen“, sagt Bernd Holterhus, Einstellungsberater der Polizeibehörde Bielefeld. „Sie können dank ihrer Sprachkenntnisse zum Beispiel Familienstreitigkeiten schlichten“, ergänzt sein Gütersloher Kollege Reinhard Belke. An Interessenten mangelt es der Polizei nicht. 2004 gab es allein im Regierungsbezirk Detmold 116 Bewerber mit Migrationshintergrund, 2005 waren es 135. Allerdings scheitern die meisten an den Einstellungstests, bei denen die Sprache eine wichtige Rolle spielt. „Viele sind nicht so gut in Deutsch und fallen durch“, so Holterhus. Zudem seien viele Stellen gestrichen worden. Vor drei Jahren kamen noch sieben Bewerber auf eine Stelle, inzwischen seien es doppelt so viele.
Um Polizist zu werden, musste man früher entweder Deutscher oder EU-Bürger sein. Mit einer Sondergenehmigung des NRW-Innenministeriums werden jedoch seit einigen Jahren auch Nicht-Deutsche zur Bewerbung zugelassen. Nach der Einstellung erhalten sie den gleichen Status wie die deutschen Polizeibeamten. „Sie werden ganz normal vereidigt“, sagt Johannes Ueschner vom Institut für Ausbildung und Fortbildung der Polizei. Vor der Einstellung würden die Anwärter wie alle anderen durchgecheckt, unter anderem auf Vorstrafen oder extremistische Ansichten. Voraussetzung sei auch, dass sie ihre Heimatsprache beherrschten und mindestens eine befristete Aufenthaltsgenehmigung haben. Bei der Auswahl der Migranten-Polizisten werde gezielt auf die Nationalität geachtet. „In NRW macht es zum Beispiel wenig Sinn, einen Jamaikaner einzustellen, weil diese Personengruppe in der Bevölkerung kaum auftaucht“, so Ueschner.
Die Kreispolizeibehörden werben aktiv um ausländische Bewerber, etwa mit Flyern und Plakaten in türkischer Sprache oder an Schulen. Eine Quote wie in Berlin gibt es aber nicht. Dort sollen in Zukunft 10 Prozent aller Azubis im Polizeidienst Migranten sein.
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