KOMMENTAR: SVEN-MICHAEL VEIT ÜBER DEN BÜRGERENTSCHEID IN LÜBECK: Bruchlandung in Blankensee
Die LübeckerInnen, das muss man ihnen lassen, haben einen sehr speziellen Humor. Sie leisten sich einen Flughafen, den niemand braucht und niemand bezahlen kann, sie selbst am allerwenigsten. Sei’s drum: Das Volk in der einstigen Königin der Hanse will Ciabatta und Düsenflieger, und so beschließt es eben. Das ist rechtens; dass es auch weise ist, darf bezweifelt werden.
Die Flughafengebühren in Blankensee sind nicht kostendeckend, deshalb muss jeder Flug aus dem Stadtsäckel bezuschusst werden. Sowas passiert, wenn man sich von einem Großkunden abhängig macht. Warum aber die LübeckerInnen mit ihren Steuereuros weiterhin billigfliegenden Nicht-LübeckerInnen deren Trips ans Mittelmeer subventionieren wollen, bleibt ihr Geheimnis.
Die Wertschöpfung von Blankensee für die Hansestadt ist gering und die Schar zusätzlicher Flugtouristen im Weltkulturerbe übersichtlich. Für schwarze Zahlen braucht der Flughafen die doppelte Passagierzahl. Die ist mittelfristig nicht erreichbar. Oder man verdoppelt die Airportsteuern. Das aber ist mit Ryanair nicht zu machen. Bleiben dauerhafte öffentliche Subventionen, und die muss die Pleitestadt an der Trave irgendwo hernehmen: Kitagebühren? Müllabfuhr? Grundsteuern?
In jedem Fall wird das Ergebnis eine Bruchlandung in Blankensee sein.
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