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Arbeitsplätze siegen über Obstbäume

Die Landebahn im Hamburger Airbuswerk wird jetzt für den Riesenjet A 380 verlängert. Gerichte erlauben den Baubeginn. Die Gegner aus dem Obstbauerndorf Neuenfelde wollen weiter um das ökologisch wertvolle Gelände an der Elbe kämpfen

AUS HAMBURGSVEN-MICHAEL VEIT

Der Kampf scheint entschieden. Gestern Mittag begannen die Bauarbeiten, um die Start-und-Lande-Bahn im Hamburger Airbus-Werk zu verlängern. Von einem „Sieg der Vernunft“ schwärmte Hamburgs Wirtschaftssenator Gunnar Uldall (CDU); Werkschef Gerhard Puttfarcken war „stolz, in dieser pulsierenden Region das Wachstum der nächsten Jahrzehnte entscheidend mitzubestimmen“. Große Worte für ein großes Vorhaben: Die partielle Fertigung des doppelstöckigen Riesenjets A 380 gilt als größtes industriepolitisches Einzelprojekt auf deutschem Boden.

Fast 3.800 neue Arbeitsplätze hat der Bau des vierstrahligen Jets binnen fünf Jahren allein im Hamburger Werk Finkenwerder entstehen lassen; weitere 850 Neueinstellungen hat Puttfarcken für dieses Jahr angekündigt. An die 12.000 Menschen will Airbus zum Jahresende auf der Lohnliste haben, rund 3.000 Jobs sind bei Zulieferbetrieben in der Region entstanden. „Die Erfolgsgeschichte“, jubelt Uldall, „wird fortgeschrieben.“

Am Gründonnerstag hatte das Verwaltungsgericht Hamburg in erster Instanz den Baustopp aufgehoben, der seit eineinhalb Jahren galt. Um 589 auf 3.273 Meter wird nun die Werkspiste entlang der ökologisch wertvollen Elbebucht Mühlenberger Loch verlängert.

Immer neue Gerichtsverfahren hatten etwa 200 Betroffene im benachbarten Obstbauerndorf Neuenfelde angestrengt. Ihre Äcker und Wiesen wollten sie nicht hergeben, Lärm und Abgase der Riesenjets fürchteten sie, um die Sicherheit der Dorfkirche direkt neben der Einflugschneise sorgten sie sich. Bis auf zwei Eigentümer haben inzwischen alle ihre Grundstücke an die Stadt verkauft, die das Bauvorhaben auf eigene Kosten von etwa 38 Millionen Euro durchführt. Wenn es im Spätsommer nächsten Jahres abgeschlossen ist, pachtet Airbus die frei Werk gelieferte Fläche für „mindestens“ 20 Jahre. Was danach geschieht, ist von der Entwicklung der globalen Luftfahrt abhängig.

Gabi Quast allerdings will sich nicht entmutigen lassen. „Wir werden weiterkämpfen“, kündigte die Neuenfelder Obstbäuerin an, die als Ikone des Widerstands bundesweit bekannt geworden war. „Es gibt noch immer Widersprüche in den Planungen“, so die 45-Jährige, mit denen die Gerichte sich noch nicht abschließend beschäftigt hätten. Wegen der Verlegung von Elbdeichen sei die Sicherheit Neuenfeldes vor Hochwasser nicht gewährleistet, außerdem würden mehrere EU-Naturschutzrichtlinien verletzt. „Der lange Weg durch die gerichtlichen Instanzen wird durchgehalten“, versichert Quast.

Die Verlängerung der Startbahn konnte trotz der laufenden Verfahren beginnen, weil mit dem Urteil in erster Instanz „vollziehbares Baurecht“ geschaffen wurde, wie Uldall es nennt. Auch wenn mehrere Hauptsacheverfahren bis hoch zum Bundesgerichtshof noch nicht entschieden sind: Es darf bezweifelt werden, dass ein deutsches Gericht in einigen Jahren den „Jobmotor A 380“ abwürgt.

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