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Der Leisetreter

Mehr als glatt ist es für Stefan Schostok (SPD) gelaufen: Die Stichwahl um das Oberbürgermeisteramt in Hannover gewann er am Sonntag deutlich mit 66,3 Prozent der Stimmen. Schon am Freitag tritt der 49-Jährige offiziell im Rathaus der Landeshauptstadt an. Ein Ergebnis, dessen Deutlichkeit Schostok selbst überraschte, wie er nach der Wahl eingestand.

Dabei war die Ausgangslage durchaus komfortabel: Oberbürgermeisterwahlen in Hannover gelten bei der SPD quasi als Selbstläufer, seit 1945 stellt sie das Stadtoberhaupt. Und Hannovers SPD-Bezirkschef Schostok hatte reichlich Zeit, sich als Anwärter zu präsentieren. Schon 2011 meldete er Interesse an dem Posten an, kaum dass die SPD den damaligen OB Stephan Weil zum Ministerpräsidentenkandidaten kürte – auf Schostoks Empfehlung hin. Für den Landtag, wo er in der vergangenen Legislatur Fraktionschef war, kandidierte Schostok erst gar nicht wieder.

Im Hannover-Wahlkampf erarbeitete sich der Diplom-Sozialpädagoge den Titel „der nette Herr Schostok“: stets milde lächelnd, höflich, dabei aber oft ein bisschen zu leise. Selbst auf seinen Wahlplakaten wirkte er, als wisse er nicht ganz wohin mit sich. Ähnlich lief es schon im Landtag. Als Oppositionsführer profilierte sich zu schwarz-gelben Regierungszeiten Grünen-Fraktionschef Stefan Wenzel. Schostok blieb daneben zurückhaltend-unauffällig.

In der SPD dagegen ist er leise aufgestiegen – auch durch Schachzüge wie das frühe Anmelden der Oberbürgermeister-Kandidatur. Taktik hat ihn schon zuvor nach oben gebracht: Als man bei der Urwahl zum Landesparteichef 2010 überraschend Olaf Lies aus dem Bezirk Weser-Ems Schostok vorzog, drohte er mit Kampfkandidatur. Die Konfrontation der SPD-Bezirksverbände ließ sich abwenden – durch den Fraktionschef-Posten für Schostok.  THA

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