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Chávez für andere Integration Lateinamerikas

Als Reaktion auf die Freihandelsoffensive der USA kündigt Venezuela seinen Rückzug aus der Andengemeinschaft an

PORTO ALEGRE taz ■ Mit der Ankündigung, Venezuela werde sich aus der Andengemeinschaft zurückziehen, hat Hugo Chávez Bundesgenossen und Kontrahenten gleichermaßen überrumpelt. In Asunción sagte der venezolanische Präsident am Mittwoch, die Freihandelsabkommen Kolumbiens und Perus mit den USA hätten dem Wirtschaftsbündnis den Todesstoß versetzt. Die Andengemeinschaft, der darüber hinaus Bolivien und Ecuador angehören, diene nur „den Eliten und multinationalen Konzernen“, meint Chávez: „Sie haben sie gekillt. Es ist sinnlos. Wir müssen etwas anderes machen.“

Überrascht schloss sich sein bolivianischer Kollege Evo Morales der Diagnose an, fügte dann aber halb im Spaß, halb im Ernst hinzu: „Bring sie noch nicht um. In zwei Monaten übernehmen doch wir den Vorsitz.“ Andere Chávez-Sympathisanten reagierten noch skeptischer. „Es ist bedauerlich“, sagte Ollanta Humala, der sich auf die Stichwahl um die peruanische Präsidentschaft vorbereitet und den letzte Woche unterzeichneten Freihandelsvertrag zwischen Peru und den USA per Volksabstimmung kippen will. Ähnlich wie Ecuadors linker Präsidentschaftskandidat Marcelo Larrea möchte Humala an der 1969 gegründeten Andengemeinschaft festhalten.

Die Staatschefs Alejandro Toledo aus Peru und Álvaro Uribe aus Kolumbien hoffen ebenfalls, dass Chávez noch einen Rückzieher macht. Zuletzt hatten sie trotz der schwelenden Krise im Bündnis Evo Morales' Appelle für einen Sondergipfel ignoriert. Bislang gingen zwei Drittel von Boliviens Sojaexporten nach Kolumbien, künftig dürften sie durch hoch subventionierte Lieferungen aus den USA ersetzt werden.

In Brasilien bekräftigte Chávez vorgestern seinen Entschluss und forderte erneut eine gemeinsame Strategie für eine „soziale“ Integration Lateinamerikas, die er vor allem mit Großprojekten im Energiebereich ankurbeln will. Außerdem müsse der Mercosur „gründlich reformiert“ werden. Die Mercosur-Staaten Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay, zwischen denen es ebenfalls heftig kriselt, hatten im letzten Dezember einer Aufnahme Venezuelas zugestimmt. GERHARD DILGER

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