: In der realen Welt ist eine Firewall gar nicht gut
AUSTRALIEN Gigantische Buschbrände weiten sich aus. Falls sie sich vereinigen, geraten sie außer Kontrolle
AUS SYDNEY URS WÄLTERLIN
Der Premier von New South Wales hielt sich bei der Unterzeichnung der Notstandsverordnung nicht zurück. „Es gibt das Potenzial einer weiträumigen Gefahr für Leben und Sachwerte im ganzen Bundesstaat“, warnte Barry O’Farrell. Die Verhängung des Ausnahmezustandes erlaubt es Behörden in dem australischen Bundesstaat, gefährdete Gebiete gegen den Willen der Bewohner und sogar unter Anwendung von Gewalt zu räumen. Auch können sie Gas und Strom abstellen. „Wir planen für das Schlimmste und hoffen auf das Beste“, meinte O’Farrell. Am Sonntag kämpften Einsatzkräfte im Gebiet der Blue Mountains an Feuerfronten von insgesamt 400 Kilometern Länge.
Feuerkommandant Shane Fitzsimmons warnte, die Buschbrände westlich von Sydney seien so intensiv und weiträumig, dass selbst größere Orte wie Leura, Blackheath und Katoomba mit bis zu 8.000 Einwohnern gefährdet seien. Ursache seien hohe Temperaturen, starke Winde und anhaltende Trockenheit. In den letzten Tagen sind mindestens 200 Häuser Opfer der Flammen geworden. Ein Mann starb. Mindestens 100.000 Hektar Land sind abgebrannt.
Am Nachmittag spitzte sich die Situation zu. Ein Feuerwehrsprecher meinte, es bestünde die Gefahr, dass sich die drei größten Feuer in den Bergen zu einer Flammenwand vereinigten. Ein solches Inferno wäre kaum unter Kontrolle zu bringen.
„Die Situation ist um einiges bedenklicher, als wir es vorausgesehen hatten“, meinte Fitzsimmonds. Die Feuerwehr kämpfe gegen Wetterverhältnisse, „wie wir sie seit den 1960er Jahren nicht mehr gesehen haben“. Am Sonntagabend befanden sich mehrere hundert Menschen in Auffanglagern. Premier O’Farrell wollte Massenevakuierungen nicht ausschließen.
Folge des Klimawandels
Waldbrände oder Buschfeuer gehören in Australien zum natürlichen Ablauf auf dem nach der Antarktis trockensten Kontinent der Welt. Gewisse Pflanzenarten können sich nur vermehren, wenn ihre Samenkapseln in einem Feuer aufplatzen. Die Häufigkeit und Intensität der Brände hat in den letzten Jahren aber zugenommen. 2009 kamen nördlich von Melbourne 173 Menschen bei Feuer ums Leben.
Wissenschaftler hatten die Eskalation schon vor Jahren als Folge des Klimawandels vorausgesagt. Die neue australische Regierung unter dem konservativen Regierungschef Tony Abbott will trotzdem eine von seiner sozialdemokratischen Vorgängerin Julia Gillard eingeführte Klimasteuer wieder abschaffen.
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