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Inklusion dauert doch noch

SCHULEN Sprachbehinderte Kinder kommen in Niedersachsen später als geplant an die Regelschulen

Rot-Grün begründet den Aufschub mit Nachbesserungsbedarf

Rot-Grün in Niedersachsen schiebt die nächste Stufe der Inklusion an Schulen auf. Für Kinder mit Sprach- oder Verhaltensauffälligkeiten sollen erst ab dem Schuljahr 2015/ 16 die allgemeinbildenden Schulen zur Regel werden. Ursprünglich war das ein Jahr früher geplant.

SPD und Grüne begründen den neuen Zeitplan vor allem mit „Nachsteuerungsbedarf“ und mangelnder Vorbereitung der Inklusion durch die schwarz-gelben Vorgänger. „Wir identifizieren jetzt erst, wo es nicht läuft“, sagt etwa die Grünen-Bildungspolitikerin Ina Korter, „da wollen wir erstmal nacharbeiten“. 2015 solle der weitere Ausbau der Inklusion dann im Zuge einer großen Schulgesetzreform geregelt werden.

Seit diesem Schuljahr werden Erst- und Fünftklässler mit Lernbehinderungen grundsätzlich an Regelschulen eingeschult, so hat es noch Schwarz-Gelb geplant. Die Förderschulen Lernen laufen nach und nach aus. Eben das sollte ab 2014/ 15 auch für Kinder mit Sprach- und Verhaltensauffälligkeiten gelten.

Zum Aufschub äußern sich Verbände jetzt kritisch. Der Sozialverband Deutschland reagiert mit „absolutem Unverständnis“. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) moniert einen Politikstil, bei dem „diejenigen, die am lautesten schreien, ihre Privilegien erfolgreich verteidigen“. 36.000 Unterschriften für den Erhalt der Sprachschulen hat eine Petition von Eltern im Internet bereits gesammelt.

Der VBE verweist unterdessen auf den hohen Preis eines Parallelsystems aus Förder- und inklusiven Regelschulen. Das wird auch unter Rot-Grün nicht abgeschafft: Sukzessive aufgelöst werden nur die Förderschulen Lernen und Sprache, die für körperlich oder geistig Behinderte bleiben bestehen. Ob sie Regel- oder Förderschulen besuchen, entscheiden die Eltern. Und am Elternwillen zu rütteln, plant Rot-Grün bislang nicht.  THA

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