BEN SCHWAN ÜBER EIN SCHNELLES NETZ FÜR ALLE: Nichts für Multimedia-Junkies
Nach der Versteigerung neuer Mobilfunkfrequenzen für insgesamt 4,4 Milliarden Euro durch die Bundesbehörde BNetzA hoffen die Bewohner ländlicher Gebiete, endlich Zugang zu schnellem Internet zu erhalten. Es gibt noch erstaunlich viele Regionen in Deutschland, die beim Breitbandausbau links liegen gelassen wurden – in dünn besiedelten Gebieten lohnte sich die Installation der Technik laut der Telekommunikationskonzerne schlicht nicht. Dem wollte die Bundesregierung nun mit der Vorgabe abhelfen, dass die neuen lukrativen Frequenzen nur an solche Bieter verkauft werden sollten, die gleichzeitig auch in die Fläche gehen.
Es ist leider noch völlig unklar, ob der Plan aufgeht. Technisch gesehen wäre es möglich: Die sogenannte digitale Dividende, also die ehemaligen Analog-TV-Frequenzen, die dank Digitalfernsehen jetzt nicht mehr gebraucht werden, erlaubt drahtloses Internet mit relativ wenigen Basisstationen – was Kosten senkt. Allerdings sind die dabei möglichen Datenraten erstaunlich gering: Die Vorgabe der Bundesregierung, mindestens 1 Megabit pro Sekunde anzubieten, ist deutlich lahmer als ein regulärer DSL-Anschluss. Hinzu kommt, dass an der Versteigerung nur die „alte Garde“ der deutschen Mobilfunkanbieter teilnahm: Vodafone, O2, E-Plus und die Telekom.
Dieses Oligopol sorgt seit Jahren dafür, dass es noch immer keine echten drahtlosen Internet-Pauschaltarife gibt: Nach einigen Gigabyte, die man als Multimedia-Junkie problemlos innerhalb einer Woche überschreiten kann, wird der Anschluss auf Langsambetrieb heruntergesetzt. Es ist davon auszugehen, dass sich das auch mit den neuen Frequenzen und der digitalen Dividende nicht ändern wird. Neue Unternehmen, die den Markt hätten aufmischen können, blieben im Bieterwettstreit außen vor.
Wirtschaft + Umwelt SEITE 6
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