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Brachen bewohnen

Anders leben, aber sich dabei nicht anders einrichten: Stefan Canham fotografiert das Leben im Bauwagen

Tai-Chi-Lehrer, Gärtner, Frauen, Männer, Schüler, Akademiker, Punks, Hippies, Azubis und Musiker in Hamburg, Berlin, Leipzig, Hannover oder Hildesheim: Sie alle leben im Bauwagen. Der Hamburger Fotograf Stefan Canham liefert jetzt in einem angenehm sachlich und überlegt konzipierten Fotoband (Stefan Canham: „Bauwagen – Mobile Squatters“. Mit einem Essay von Goesta Diercks. Peperoni Books, Berlin 2006, 143 Seiten, 94 farbige und 41 Duoton-Fotos, 35 €) eine Momentaufnahme dieses Phänomens, von dem zwar überall die Rede ist, das aber kaum einer aus der Nähe kennt.

Im Bauwagen wohnen heißt anders, unbürgerlich und außerhalb der Norm leben. Aus allen möglichen Gründen, politischen, sozialutopischen, mit allen möglichen bescheidenen oder weitreichenden Zielen. Es heißt aber offensichtlich eines nicht: sich anders einrichten. Klug stellt Canham daher zuerst das Interieur wie ein Bühnenbild vor, das trotz aller spektakulären Inszenierungen am wenigsten vom Gewohnten abweicht. Danach betrachtet er die Details, um schließlich die Außenansicht mit dem ganzen Verhau drum rum zu suchen und damit das große Ganze, um das es wirklich geht. Es geht um das Leben auf städtischen Brachen, das Besetzen von Leerflächen, oft im Zentrum der Stadt, um selbstorganisiertes Zusammenleben, um nomadisches und dennoch urbanes Leben.

Gerade weil es Stefan Canham nicht um die Sozialreportage zu tun ist, sondern um eine konsequente visuelle Dokumentation, erklären seine Fotografien ohne Erläuterungen oder Berichte so viel. BRIGITTE WERNEBURG

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