: FC Bayern der Zweiten Liga
VON JOHANNES KOPP
Eine günstigere Gelegenheit für eine Palastrevolution bei Hertha BSC kann man sich nicht denken. Heute Abend kommen die Mitglieder des Vereins zusammen und schauen auf ein Jahr zurück, das schlechter nicht hätte verlaufen können.
Der Albtraum vom Abstieg ist wahr geworden, nachdem man in der Vorsaison noch von der Meisterschaft geträumt hatte. Auch der Sparkurs, den die Klubführung zum Leitmotiv ihres Handelns erklärte, konnte nicht eingehalten werden. Die Verbindlichkeiten sind in den vergangenen zwölf Monaten um 3 Millionen Euro auf 36 Millionen Euro gestiegen.
Auf der letzten Mitgliederversammlung im November hatte die Hertha-Führung das Fußvolk noch besänftigen können. Die Abwahlanträge gegen den Präsidenten Werner Gegenbauer wurden zurückgezogen. Im Falle des Abstieges, so drohten jedoch damals die Opponenten, würden sie sich nicht mehr ruhig verhalten. Doch auch heute hat die Vereinsführung allenfalls einen Sturm im Wasserglas zu befürchten. Von fünf Abwahlanträgen wurden drei wieder zurückgenommen.
Die Opposition bleibt zahnlos, weil sie es bis heute nicht geschafft hat, Alternativen zu den Führungsfiguren, Präsident Werner Gegenbauer und Manager Michael Preetz, zu präsentieren. Das liegt wohl zum einen auch daran, dass der Verein von Altlasten gedrückt wird, für die man das derzeitige Personal nicht haftbar machen kann. Zum anderen hat Preetz den Verein jüngst mit wenigen, aber wirkungsvollen Entscheidungen aus dem Stimmungstal geführt. Markus Babbel, der frühere Bayern-Spieler, wurde als Trainer verpflichtet. Babbel erklärte, er sei den Druck, ganz oben stehen zu müssen, gewohnt.
Welch ein Perspektivenwechsel! Bei Hertha schaut man neuerdings von oben nach unten. Der FC Bayern der Zweiten Liga teilte zuletzt mit, dass die defensiven Leistungsträger Levan Kobiashvilli, Roman Hubnik und Fabian Lustenberger gehalten werden. Sollte auf der Mitgliederversammlung noch der Verbleib der Offensivkräfte Raffael und Ramos verkündet werden, dann dürften auch die letzten Revoluzzer im Jubel der Masse verstummen.
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