: Pussy Riot
KRITIK Solidarität von Yoko Ono bis Tocotronic
Die internationale Solidarität mit den inhaftierten Mitgliedern der feministischen Punkband Pussy Riot hat noch nicht nachgelassen, wie das Buch „Let’s Start A Pussy Riot!“ beweist: Die Performancekünstlerin Emely Neu stellte in Zusammenarbeit mit der Band Texte von und über Pussy Riot zusammen und gewann zahlreiche Künstler(innen) wie Kim Gordon, Judy Chicago oder Peaches für weitere Beiträge rund um die Themen Politaktivismus, lesbisch-schwule Rechte und Feminismus.
Das Spektrum der 69 Interviews, Fotos, Zeichnungen, Essays und Comics reicht von analytischer Kritik bis hin zu purem Dadaismus: Während Antony Hegarty (Antony and the Johnsons) seinen „Future Feminism“ als Utopie einer zukünftigen Gesellschaft vorstellt, schwankt „Baby Girl“ von Bianca Casady (CocoRosie) zwischen Naivität und Mystizismus: die Collage eines Mädchens mit aufgemaltem Schleier, das von Smileys und Yin-und-Yang-Symbolen umkreist wird.
Mit Emil Schult – Coverdesigner für Kraftwerk – und Tocotronic sind auch zwei deutsche Teilnehmer vertreten. Letztere steuerten die Zeichnung eines Teddys mit gereckter Faust bei, der unter dem Titel „Plushy Riot“ „Free Yourself From Manliness!“ skandiert.
Die interessantesten Beiträge kommen häufig von unbekannteren Namen, etwa von Rozhgar Mahmood Mustafa: Als „Ersatz“ für die bei politischen Demonstrationen in ihrer Heimat fehlenden Frauen schmuggelte die kurdische Künstlerin fünf Plastikmannequins zwischen die männlichen Protestierenden.
Yoko Ono beteiligte sich mit dem Songtext zu „Hell In Paradise“, in dem Ono fragt: „Why are we scared to verbalize / Our multicolor dreams?“ Der wohl berührendste Beitrag sind eine Reihe Kinderzeichnungen – sie stammen von Gera, der fünfjährigen Tochter der inhaftierten Pussy-Riot-Musikerin Nadeschda Tolokonnikowa. ERIK WENK
■ Jade French, Emely Neu (Hg.): „Let’s Start A Pussy Riot“. Rough Trade 2013, 27,90 Euro
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