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Polizei setzt auf Charme und räumt Barrikaden selbst ab

THAILAND Betonblöcke und Stacheldraht entfernt. Zugang zum Regierungssitz jetzt für alle wieder frei

AUS BANGKOK NICOLA GLASS

Rosen und Freundschaftsbezeugungen nach einer Nacht voller Gewalt, vieler Verletzter und brennender Autos: Die Gegner von gestern schütteln sich die Hände und posieren gemeinsam auf Fotos. Nach zunehmend gewalttätigen Auseinandersetzungen setzten Regierung und Polizei am Dienstagmorgen auf Deeskalation: Die Betonblöcke und Stacheldrahtzäune wurden entfernt, die Demonstranten erhielten freien Zugang in Richtung des Regierungssitzes und des Hauptquartiers der Bangkoker Polizei. Für viele kam diese Wende überraschend, hatten sich doch die Fronten zwischen den Lagern während des Straßenkampfes verhärtet.

Zwar dient die neue Taktik der Beamten der Entspannung, doch ein Ausweg aus der politischen Krise ist diese Strategie nicht. Suthep Thaugsuban, der Wortführer der Proteste, erklärt denn auch vorsorglich, dass diese überraschende Wende nur ein Teilsieg sei: „Wir werden weiter kämpfen, bis wir das Thaksin-Regime von der Machtspitze vertrieben haben“, sagte Suthep in Anspielung auf Premierministerin Yingluck Shinawatra. Sie ist die Schwester des 2006 vom Militär gestürzten damaligen Regierungschefs Thaksin Shinawatra. Für Suthep und seine Unterstützer ist Yingluck nur eine Marionette ihres Bruders. Yingluck erklärte dagegen, sie wolle ein Forum mit Teilnehmern aller gesellschaftlichen Schichten einberufen, um eine Lösung der politischen Krise zu debattieren.

Wie die Demonstrationen weiter gehen sollen, führte Suthep, der Yingluck ursprünglich ein Ultimatum für ihren Rücktritt bis Dienstagabend gestellt hatte, zunächst nicht aus. Mittlerweile wurde gegen ihn ein zweiter Haftbefehl ausgestellt, der diesmal auf „Aufruhr“ lautet. Die Zukunft der Protestbewegung dürfte wesentlich davon abhängen, wie viele Anhänger Suthep langfristig mobilisieren kann. Einige erklärten nach ihrem „symbolischen“ Sieg, sie würden irgendwann erneut auf die Straßen gehen. Andere hingegen möchten Bangkok den Rücken kehren: Sie zieht es in den Badeort Hua Hin etwa 250 Kilometer südlich der Hauptstadt, wo König Bhumibol Adulyadej am Donnerstag seinen 86. Geburtstag feiern wird. Straßenschlachten sind an diesem Tag, der als Feiertag gilt, undenkbar.

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