NICOLA GLASS ZUR CHARMEOFFENSIVE DER POLIZEI IN BANGKOK: Die Armee gibt den Moderator
Die Charmeoffensive der Polizei nach den gewalttätigen Protesten wird zu Recht gepriesen. Es ist allen Akteuren hinter den Kulissen hoch anzurechnen, dass Bangkok zunächst einmal zur Ruhe gekommen ist. Im politischen Konflikt gab es bereits genug Tote und Verletzte. Wobei diese Offensive, die zeitlich mit den Vorbereitungen für den Geburtstag des Königs zusammenfällt, nur eine Waffenruhe und keine nachhaltige Lösung ist.
In Thailands politischem Gefüge mischen viele Akteure mit. So hat der sich als Rebell gebärdende Protestführer Suthep Thaugsuban angekündigt, dass die Demonstrationen weitergehen werden. Er will nicht nur die Regierung von Premierministerin Yingluck Shinawatra stürzen, sondern dem Land eine andere politische Ordnung in Form eines nicht gewählten „Volksrates“ für einen bislang ungenannten Zeitraum aufdrücken. Eine bedeutende Rolle haben auch die „Rothemden“ inne, die mehrheitlich Anhänger des 2006 vom Militär gestürzten Regierungschefs Thaksin Shinawatra sind und dessen Schwester Yingluck 2011 zu einem Erdrutschsieg verhalfen.
Die „Rothemden“ würden sich widersetzen, sollte Yinglucks Regierung entmachtet werden – sei es durch das Militär oder die Justiz, wie bereits in der Vergangenheit geschehen.
Mit der wichtigste Akteur ist das Militär. Bislang hat Armeechef Prayuth Chan-ocha keine Anstalten gemacht, sich auf die Seite der Demonstranten zu stellen. Eher zog er es vor, in die Rolle des Mediators zu schlüpfen, um – in Anwesenheit anderer militärischer Befehlshaber – Suthep an einen Tisch mit Yingluck zu nötigen, die mehrfach Verhandlungsbereitschaft signalisiert hat. Seit dem Putsch von 2006 ist zunehmend deutlich geworden, wie tief gespalten auch das Militär ist. Ein weiterer Putsch, wenn er denn käme, würde die Streitkräfte zerreißen.
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