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Politisch desavouiert

Die Debatte um den Heine-Preis: Sigrid Löffler und Jean-Pierre Lefèbvre treten aus der Jury aus

Der Streit über Peter Handke und den Heine-Preis bekommt immer mehr Showdown-Charakter. Nun sind zwei der Mitglieder aus der Jury des Preises ausgetreten, die Chefredakteurin der Zeitschrift Literaturen, Sigrid Löffler, und der Literaturwissenschaftler Jean-Pierre Lefèbvre. Sie begründen das in der gestrigen Ausgabe der Süddeutschen Zeitung mit der mangelnden Vertraulichkeit ihrer Mitjuroren und damit, von der Stadt Düsseldorf und ihren Politikern zum einen „politisch desavouiert“, zum anderen „für politische Ränkespiele instrumentalisiert“ worden zu sein. Ein richtiger, ein konsequenter, ein notwendiger Schritt. Denn sich seine Fachkompetenz von ein paar Lokalpolitikern absprechen zu lassen geht für sie genauso wenig, wie sich noch einmal mit einem Christoph Stölzl an einen Tisch zu setzen, der gleich nach ersten Unmutsäußerungen aus der Politik kundtat, Handke sei nicht sein Kandidat gewesen.

Alles läuft jetzt auf den 22. Juni zu, an dem der Rat der Stadt Düsseldorf über die Anerkennung oder Nichtanerkennung der Jury-Entscheidung abstimmt. Nur ist die Situation derart verfahren, sind Jury, Peter Handke und der Heine-Preis derart in Misskredit gebracht worden, dass selbst ein Ausbleiben des Vetos der vier Ratsfraktionen und eine Preiszuerkennung für Handke einen mehr als faden Beigeschmack hinterlassen würden. Was das für eine Preisverleihungsfeier gäbe! Tief blicken, wie es um die Literaturpreiskultur in Deutschland steht, lässt zudem der Hinweis Löfflers und Lefèbvres, viele Juroren seien unvorbereitet und nicht mit den Schriften der Preiskandidaten vertraut gewesen (der Kultur-Staatssekretär Grosse-Brockhoff von der CDU war nicht mal bei der entscheidenden Jury-Sitzung dabei!).

Zu vermuten ist, dass es den Heinrich-Heine-Preis, so wie man ihn bisher kannte, in Zukunft nicht mehr geben wird.

GERRIT BARTELS

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