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García gelingt triumphales Comeback

In Peru gewinnt der sozialdemokratische Ex-Präsident Alan García mit den Stimmen konservativer Wähler die Stichwahl um das höchste Staatsamt, obwohl er einst einen Scherbenhaufen hinterlassen hatte. Jetzt verspricht er alles richtig zu machen

VON GERHARD DILGER

Es dauert ein paar Stunden, bis sich die Wahlnachbefragungen zur Gewissheit verdichtet haben. Vor dem „Haus des Volkes“, der Parteizentrale von Alan Garcías „Revolutionärer Amerikanischer Volksallianz“ (Apra) in Limas Innenstadt, haben sich am Sonntagabend bereits Zehntausende versammelt. Dann, kurz nach 20 Uhr, betritt der Wahlsieger den Balkon, reckt beide Arme in die Luft und ruft: „Bis zu unserem Tod werden wir danach streben, nicht zu versagen, die Peruaner nicht zu enttäuschen.“

Zunächst gibt sich der 1,90-Meter-Mann ganz als geläuterter, demütiger Diener des Volkes, redet davon, dass niemand an die „Verantwortung der Macht“ gelangen dürfte, ohne zuvor „Gott sein Herz geöffnet“ und „erkannt zu haben, welcher Fehler man schuldig ist“, dass jetzt die Stunde der „Buße“ sei. Künftig dürften keine „Pseudo-Apristen“ mehr den Staat als Beute betrachten, fleht García: „Keine Frivolitäten, keine Reisen, keine Beraterverträge oder üppige Gehälter.“ Gefragt sei ein „karger, ein volksnaher Staat“.

Vor 16 Jahren war Garcías erste Amtszeit mit Schimpf und Schande zu Ende gegangen, mit Korruption, langen Schlangen vor Geschäften, bürgerkriegsähnlichen Zuständen im Hochland. Nun hat er seinen linksnationalistischen Rivalen, den Politneuling Ollanta Humala, deutlich geschlagen. Nach Auszählung von 84 Prozent der Wahlbezirke hat García 54,7 Prozent der Stimmen, Humala 45,3. In der Hauptstadt Lima hat García gar 62 Prozent. Dort hatte vor acht Wochen noch die Rechtskandidatin Lourdes Flores gesiegt. Die Bürgerlichen liefen jetzt meist zu García über, manch einer mit Mario Vargas Llosas Wort im Ohr: „Auch wenn man sich dabei die Nase zuhalten muss.“ García weiß genau, dass viele PeruanerInnen in ihm schlicht das geringere Übel gesehen haben – bei 89 Prozent Wahlbeteiligung machte immer noch jeder Zwölfte seine Stimme ungültig.

Obwohl seine Kritik am neoliberalen Kurs des scheidenden Staatschefs Alejandro Toledo zuletzt so gut wie verstummt war, bezeichnet sich García weiterhin als Vertreter einer „modernen Linken“: „Unser Vaterland muss schneller wachsen, damit Arbeitsplätze entstehen und eine Umverteilung zwischen den Regionen stattfindet.“ Hierfür plane er eine „Regierung des Dialogs und der Öffnung“.

Zu Kompromissen zwingen ihn schon die Mehrheitsverhältnisse im Parlament: Seine Apra stellt gerade 36 von 120 Abgeordneten, Humalas „Union für Peru“ immerhin 45. Wie Humala sei er der Ansicht, die Hoffnung habe über die Angst gesiegt, zitiert der Wahlsieger Brasiliens Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva. Stunden zuvor hatte er Evo Morales als „notwendiges Kapitel“ in der Geschichte Boliviens bezeichnet und zu Chile gesagt, Perus künftiges Wirtschaftswachstum würden „unsere Freunde im Süden mit Neid beobachten“.

„Der einzige Verlierer hier hat keinen peruanischen Ausweis“, ruft García dann, und Millionen wissen, wer gemeint ist. „Er, der uns mit seinem schwarzen Geld an der Nase herumführen wollte“, fährt García fort, „er, der seine Herrschaft, seine Diktatur ausweiten wollte, er, der in unser Land – und andere – den Militarismus bringen wollte, ein widerwärtiges, gestriges Rezept. Hier ist die Demokratie, die Nein zu ihm gesagt hat.“ Ohrenbetäubender Jubel belohnt ihn für diese polemischen Sätze in Richtung von Venezuelas Präsident Hugo Chávez. Es bleiben die einzigen in der 40-Minuten-Rede.

Wenig später gibt die Wahlbehörde ihr erstes Teilergebnis mit einem klaren Vorsprung Garcías bekannt. Daraufhin räumt auch Humala seine Niederlage ein. „Alle Kräfte der Linken, regionale Bewegungen, soziale Organisationen und nationale Unternehmer“, die „das Vaterland lieben und das neoliberale Modell ablehnen“, seien dazu aufgerufen, sich an der Aufgabe zu beteiligen, einen „großen nationalen Wandel einzuleiten“, liest dieser sichtlich geknickt vom Blatt und erneuert seinen Vorsatz, „die Nation und die natürlichen Ressourcen zu verteidigen“. Er habe die „politische Landkarte des Landes“ verändert, tröstet sich Humala zu Recht: In 14 von 24 Provinzen hat er gewonnen.

„Hier gibt es keine Verlierer“, hatte García zuvor versöhnlich verkündet. Wie er sich seinen „verantwortungsvollen Wandel“ konkret vorstellt, das wissen allerdings nur die Eingeweihten.

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