: Mit Flatterband gegen Bagger
TEMPELHOFER FELD Mit einer Markierungsaktion haben Bebauungsgegner demonstriert, welche Ausmaße die Bebauungspläne des Senats haben. Allein an der Oderstraße würde die Fläche von 27 Fußballfeldern wegfallen
„Die bauen das doch nicht für uns, sondern nur für Besserverdienende“, findet Annette. Sie wohnt im Schillerkiez an der Ostseite des Tempelhofer Feldes, wo Gentrifizierung Alltag ist: „Schon jetzt ist es schwierig, für unsere Kinder und Angehörigen bezahlbaren Wohnraum im Kiez zu finden.“
Am Samstagnachmittag steht die 54-Jährige in warmen Winterklamotten neben einem 1,8 Kilometer langen rot-weißen Flatterband, das AktivistInnen am Samstag über das Tempelhofer Feld gespannt haben, um gegen die Bebauungspläne des Senats zu protestieren. Mit der Aktion soll den BesucherInnen der riesigen Parkfläche vor Augen geführt werden, in welchen Dimensionen der Senat das Feld auf der Neuköllner Seite bebauen will – noch bevor tatsächlich die Bagger auf dem Feld rollen.
Schon beeindruckend
Initiatoren der Aktion sind Aktive der grünen Kreisverbände Tempelhof-Schöneberg, Neukölln und Friedrichshain-Kreuzberg, vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) Berlin, den Naturfreunden Berlin sowie die Initiative 100 % Tempelhofer Feld e. V. Die rund 50 Unterstützer zeigen sich selbst beeindruckt von dem Ausmaß der Pläne des Senats: Das Flatterband steckt eine rechteckige Fläche von 650 Metern Länge und 300 Metern Breite ab, das entspricht ungefähr einer Fläche von 27 Fußballfeldern. „Wir zeigen hier nur die Größe der reinen Baufläche, Fußwege und Zufahrtstraßen sind darin noch gar nicht erfasst“ sagt Margarete Heitmüller von der Initiative 100 % Tempelhofer Feld.
Die Initiative ist gegen jegliche Bebauung und möchte das Tempelhofer Feld als Ort der Erholung, als kulturhistorisches Denkmal und als Schutzraum für Pflanzen und Tiere erhalten. Auch viele Anwohner sind gegen die Bebauung, weil sie dadurch steigende Mietpreise und eine Verschlechterung der Lebenssituation im Kiez fürchten. Außerdem gebe es genug Brachflächen in Berlin, die nicht erst erschlossen werden müssen und zuerst bebaut werden sollten. Der Senat hingegen will das Tempelhofer Feld großflächig umgestalten und bebauen: mit einem Regenwasserauffangbecken vor dem Flughafengebäude, mit der neuen Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) sowie Gewerbe- und Wohneinheiten am Tempelhofer Damm und mit dem Wohngebiet im östlichen Bereich parallel zur Oderstraße, um das es an diesem Samstag ging.
Natürlich sammeln die Organisationen bei der Aktion auch Unterschriften für das Volksbegehren gegen die Bebauung. Rund 90.000 Unterschriften hat die Initiative nach eigenen Angaben bereits gesammelt, 174.000 müssen es bis zum 14. Januar sein, damit das Volksbegehren Erfolg hat. Michael Schneidewind von der Initiative glaubt fest daran, er will in den kommenden vier Wochen noch kräftig Unterschriften auf Weihnachtsmärkten und anderen Veranstaltungen in der ganzen Stadt sammeln. „Wir haben eine große Verantwortung gegenüber den BerlinerInnen“ meint Schneidewind. „Wir wollen, dass sie gefragt werden und mitentscheiden können.“
SIMONE KLEEBERGER
Wer die Initiative unterstützen möchte, kann die Unterschriftenliste unter www.thf100.de herunterladen oder gleich persönlich ins Kampagnenbüro kommen (Schillerpromenade 31, Montag bis Freitag 17–20 Uhr)
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