piwik no script img

Der Brückenbauer

Die angekündigten freien Wahlen machen ihm Mut: N‘kolde Kibala aus Troisdorf kehrt heim in den Kongo

Die ersten freien Wahlen seit 46 Jahren sind seine Chance. N‘kolde Kibala geht nach 17 Jahren Deutschland zurück in den Kongo und lässt sich in seinem Geburtsort Kamituga als unabhängiger Kandidat zur Wahl aufstellen. Außerdem will der studierte Bauingenieur, der mit seiner deutschen Frau und zwei Söhnen im Alter von zwölf und zwei Jahren in Troisdorf lebt, dazu beitragen, die in den 90er Jahren vom Krieg zerstörte Infrastruktur wieder aufzubauen. Der 41-Jährige, der mit sieben Geschwistern aufgewachsen ist, will Straßen und Brücken bauen und sich in seiner Heimatprovinz Süd-Kivu im Osten des Kongo für eine bessere medizinische Versorgung der Bevölkerung einsetzen.

N‘kolde Kibala studierte nach dem Besuch des Gymnasiums in Bukavu Bauingenieurswesen in der Hauptstadt Kinshasa. Mit 20 Jahren wurde er vom Militär, damals noch unter Diktator Mobutu, bei einer Demonstration für bessere Studienbedingungen festgenommen und inhaftiert. Nur weil sein Onkel als Abgeordneter Verbindungen zu einem Oberst hatte, kam er wieder auf freien Fuß. Die Universität wurde wegen der Demonstration geschlossen, Kibala sollte in die Armee aufgenommen werden. Er suchte eine Möglichkeit, das Land zu verlassen. Im Rahmen eines Austauschprogramms bot sich ihm 1989 die Möglichkeit, bei der Bundeswehr eine Offiziersausbildung zu absolvieren.

1996 wollte Kibala eigentlich zurückkehren, doch die Bundesregierung teilte ihm mit, er solle sich wegen des Krieges gedulden. In der Zwischenzeit nahm er sein Studium wieder auf: an der Bundeswehrhochschule in Neubiberg bei München. Später arbeitete er als Bauingenieur unter anderem für die Deutsche Bahn. Sein Wissen will er ab Ende Juni im Osten Kongos einsetzen.

Kamituga ist eine ehemalige Minenstadt. Bis zum Krieg Mitte der Neunzigerjahre arbeiteten die Menschen der Region in der von einer belgischen Firma betriebenen Goldmine. Nachdem die Belgier abgezogen waren, bauten die Menschen das Gold in Eigenregie ab – unter gesundheitsgefährdenden Bedingungen; das Gebiet ist mit Chemikalien verseucht, und Landwirtschaft ist schon wegen marodierender Banden kaum möglich. Der Bevölkerung fehlt jedwede Lebensgrundlage. Mit Unterstützung des in Tönisvorst bei Krefeld ansässigen Medikamenten-Hilfswerks action medeor will Kibala das ändern. Seine Familie wird ihm später in den Kongo folgen. HENK RAIJER

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen