: Klaus Möhle wieder Genosse
GRÜN-ROT Der frühere Grünen-Abgeordnete Klaus Möhle ist der SPD beigetreten, für die er bei der Bürgerschaftswahl 2011 kandidieren möchte
„Ich war ein sozialdemokratisch angehauchter Grüner, jetzt bin ich ein grün angehauchter Sozi“, so erklärte der Abgeordnete Klaus Möhle gestern seinen Eintritt in die SPD. Möhle war im September bei den Grünen ausgetreten nachdem er nicht mehr in den Fraktionsvorstand gewählt worden war. Seit längerem sprach er offen darüber, möglicherweise zur SPD zu wechseln.
Der Zeitpunkt jetzt hängt damit zusammen, dass nach der Sommerpause bei der SPD die Listen für die Bürgerschaftswahlen aufgestellt werden – „ich würde gerne weiter in der Bürgerschaft politisch arbeiten“, sagte Möhle gestern. Er möchte nicht in Bremen-Nord, wo er Mitbegründer des Öko-Dorfes an der Lesum ist, sondern in Bremen-Stadt kandidieren. „Einen geübten Wahlkämpfer kann die SPD gut brauchen“, so Möhle selbstbewusst. Zuletzt war er Direktkandidat für den Bundestag und er steht auf der Landesliste auf Platz zwei hinter Marieluise Beck.
Möhle hatte sich als Ortsamtsleiter in Burglesum beworben – und hätte dieses Amt gerne als „Parteiloser“ ausgeübt. Er habe in den letzten Tagen definitiv erfahren, dass er dort keine Chance habe, erklärte Möhle. Daher jetzt der Schritt des Parteieintritts. Von Seiten der SPD hat sich auch deren Beiratssprecher auf den Posten beworben, Stimmen von der CDU und den Grünen bekommt Möhle nicht. Seit September hatte er als Einzelabgeordneter der Bürgerschaft angehört. Das, so meinte er, sei auf Dauer kein erstrebenswerter Status. Möhle hatte in den letzten Monaten „koalitionstreu“ abgestimmt, seine Stimme war entscheidend bei der „Zählgemeinschaft“ für die Wahl der Präsidenten-Wahlmänner.
Am Donnerstag früh hatte die SPD-Fraktion einstimmig den Neuzugang begrüßt – die Fraktion hat damit jetzt 33 Mitglieder. „Die SPD hat Anfang der 80er Jahre das kritische libertäre Element, das Klaus Möhle verkörpert, leider verloren“, erklärte ihr Vorsitzender Björn Tschöpe. Die SPD vertrete ein breites gesellschaftliches Spektrum, „der Genosse Klaus Möhle passt gut dazu“. Möhle gehe es um die „Mehrung des gesellschaftlichen Reichtums“ und er habe „gleichzeitig einen kritischen Blick auf die Verteilung dieses Reichtums“.
Möhle selbst räumte ein, dass die Überschneidungen seiner persönlichen Auffassung mit der SPD schon bisher manchmal „größer als mit den Grünen“ gewesen seien, etwa in der Industriepolitik. In der Sozialpolitik hingegen seien die Grünen ihm „zu mittig“ geworden. An die Anrede „Genosse“ müsse er sich wieder gewöhnen – Möhle war in Jugendjahren im Kommunistischen Bund Westdeutschland (KBW) gewesen. kawe
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen