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Deutschland heizt sich weiter arm

ENERGIE Noch nie war es so teuer, seine Bude im Winter warm zu halten

BERLIN taz | Kohle, Öl und Gas werden immer teurer. 2012 und 2013 waren nach einer Studie der Hamburger Energy Comment im Auftrag der Grünen-Bundestagsfraktion die teuersten Heizjahre, seit entsprechende Statistiken erhoben werden. Wer mit Öl wärmt, musste für eine 80-Quadratmeterwohnung 2012 im Schnitt 204 Euro nachzahlen. 2013 sieht es nicht besser aus. Nach einer Studie des Deutschen Mieterbundes kommen für Fernwärme, Öl und Erdgas im Schnitt nochmals 9 Prozent dazu.

„Wir diskutieren nur über Strompreise, obwohl sie den niedrigsten Anteil an den Energiekosten haben“, sagt die neue Vorsitzende des Bau- und Umweltausschusses im Bundestag, die Grünen-Politikerin Bärbel Höhn, der taz. Heizkosten seien viel relevanter für Familien.

Mit dem Anstieg schlägt ein Trend durch, der seit einem Jahrzehnt ungebrochen ist: der unaufhaltsame Kostenanstieg bei fossilen Rohstoffen. Verglichen mit den Preisen in der letzten Dekade des 20. Jahrhunderts stiegen die Kosten für Kohle, Öl und Gas in den nuller Jahren um ein Vielfaches an. Öl kostet heute mehr als 5-mal so viel. Die Folgen für die deutsche Wirtschaft: Im Jahr 2012 gingen 3,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes, 94 Milliarden Euro, für den Import von Kohle, Öl und Gas drauf, vor zehn Jahren waren es 1,6 Prozent. Teilweise geht der Anstieg darauf zurück, dass im Ruhrgebiet der Kohleabbau ausläuft.

Um der Preisspirale zu entkommen, schlagen die Grünen vor, die energetische Sanierung von Gebäuden schneller voranzutreiben. 2 Milliarden Euro im Jahr sollen in einen Fonds fließen, den Kommunen dazu einsetzen können, auch Wohnungen von Mietern mit geringem Einkommen zu sanieren, ohne dass die Warmmieten steigen. Union und SPD hatten in ihrem Koalitionsvertrag zusätzliche Mittel für Sanierungen kurz vor Ende der Verhandlungen gestrichen. INGO ARZT

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