piwik no script img

Integration, nein danke oder ja bitte?

ZOFF Nach der Demo gegen Sarrazin entbrennt wegen Platzverweisen Streit unter Migrantengruppen

Ein Zwischenfall auf einer Demonstration am Montagabend gegen den ehemaligen Berliner Innensenator Thilo Sarrazin (SPD) sorgt unter Migrantengruppen für Zoff. Gegen fünf AktivistInnen des antirassistischen Vereins Allmende und der Kampagne „Integration? Nein danke!“ habe die Polizei einen Platzverweis ausgesprochen, monieren beide Organisationen in einer Pressemitteilung. Die beiden Vereine erheben auch schwere Vorwürfe gegen die Deukische Generation. Dieser Verein, in dem sich junge Deutsche mit Migrationshintergrund zusammengeschlossen haben, hatte die Demonstration angemeldet.

Die Veranstalter, so die Kritik, zeigten keinen Respekt vor anderen Meinungen bezüglich der herrschenden Integrationspolitik, die den Nährboden für rassistische Äußerungen eines Sarrazins darstelle. Garip Bali vom Verein Allmende e. V. erklärte am Donnerstag der taz, rund zwanzig AktivistInnen der beiden integrationskritischen Organisationen hätten auf der Demo zwei Pappschilder mit der Losung „Integration? Nein danke!“ hochgehalten. Denn während man sich in dem Protest gegen Sarrazin einig sei, gebe es in der Beurteilung der Integration Differenzen zu den anderen Gruppen. So verficht die Deukische Generation das Konzept der Integration.

Deren Sprecherin Aylin Selcuk betonte gegenüber der taz, die Parolen auf den Schildern habe man im Rahmen der Meinungsfreiheit akzeptiert. Die Polizei habe aber eigenständig eingegriffen, weil eine Gruppe auf der Demonstration sehr provokativ aufgetreten sei. So seien beleidigende Äußerungen gefallen, als sich die stellvertretende SPD-Vorsitzende Andrea Nahles gegenüber den DemonstrantInnen in einem Redebeitrag von Sarrazin distanzierte. Selcuk befürchtet, dass durch den Zwischenfall das Anliegen des Protests in den Hintergrund tritt. Es sei darum gegangen, für ein friedliches Miteinander einzutreten. Dieses Anliegen sei durch die verbalen Aggressionen konterkariert worden. PETER NOWAK

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen