: Gescheiterte Revolution zur vollen Stunde
JUBILÄUM Sat.1 nahm 1984 als erster Privatsender den Betrieb auf – und wurde von RTL überholt
Sat.1 gewann das Rennen: Am 1. Januar 1984 ging der Sender – damals noch unter dem Namen PKS – als erster Privatsender der Bundesrepublik Deutschland an den Start. Zwar folgte RTL erst einen Tag später. In den Jahren danach musste sich Sat.1 gegenüber der privaten Konkurrenz aber immer häufiger geschlagen geben. RTL erreichte höhere Quoten, während Sat.1 vor allem dadurch auffiel, dass es Sendeformate vom Konkurrenten aus Köln kopierte.
Insgesamt „lag Sat.1 länger in den Geburtswehen als RTL“, sagt der Medienwissenschaftler Dietrich Leder von der Kölner Kunshochschule für Medien. Sat.1 habe später als der Konkurrent schwarze Zahlen geschrieben, eine echte Profilierung sei erst Mitte der 90er Jahre gelungen. Hinzu kamen ständige Wechsel in der Senderführung und häufige Standortwechsel: von Ludwigshafen zunächst nach Mainz, dann nach Hamburg, später nach Berlin und schließlich nach Unterföhring bei München.
Nicht ohne „Tagesschau“
1995 wollte Sat.1 dem deutschen Fernsehen endgültig seinen Stempel aufdrücken: Unter dem Motto „Volle Stunde, volles Programm“ verschob der Sender den Beginn des Hauptprogramms am Abend auf 20 Uhr. Auch alle nachfolgenden Sendungen begannen jeweils zur vollen Stunde. Das Fernsehpublikum wollte aber nicht auf die abendliche „Tagesschau“ verzichten. Die Einschaltquoten von Sat.1 gingen deutlich zurück, so dass man wenig später zum alten Schema zurückkehrte.
Einen der größten Skandale bescherte dem Sender die Moderatorin Margarete Schreinemakers, als sie in ihrer Talk-Sendung im August 1996 über ihr eigenes Verfahren wegen Steuerbetrugs sprechen wollte. Der Sender blendete sich wie zuvor angekündigt aus der Sendung aus. (epd)
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