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Pflüger im AbwärtstrendGute Stimmung, schlechte CDU

Hätte Friedbert Pflüger sich im Wahlkampf nicht manchen Missgriff geleistet, wäre ihm derzeit großes Mitleid gewiss. Der CDU-Spitzenkandidat kommt nach fünf Monaten Akkordarbeit fürs Amt des Regierenden Bürgermeisters aus dem Umfragetief nicht hinaus. Noch schlimmer: Die Sympathiewerte Pflügers sinken sogar, und selbst die FDP kritisiert ihren potenziellen Koalitionär. Die Wahl scheint gelaufen. Das liegt an den Berlinern, der CDU – und der WM.

KOMMENTAR VONMATTHIAS LOHRE

Fast jeder zweite Hauptstädter kennt Pflüger gar nicht. Die Bürger interessieren sich wenig für Landespolitik. Bis heute hat der eifrige Wahlkämpfer Pflüger es nicht vermocht, die alles entscheidende Wahlfrage zu beantworten: Warum soll der Berliner ihn wählen? Integration, Wirtschaft, Bildung: Tragfähige Alternativen sehen anders aus.

Auch die CDU macht es ihrem nie wirklich geliebten Kandidaten schwer. Die versprochene Unterstützung durch Partei und Fraktion ist ausgeblieben, die Kleinstaaterei in der Union ist ungebrochen. Eine „liberale Hauptstadtpartei“ ist das nicht.

Der Trend ist bekanntlich ein Genosse, und das zeigt sich in starkem Maße während der Fußball-WM. Die Stimmung in der Stadt ist trotz sozialer Kürzungen gut, zumal Deutschlands Fußballer gewinnen und die Sonne scheint. Im Getümmel steht ein lächelnder Klaus Wowereit, der Pate der Fanmeile. Er profitiert von der guten Laune in Berlin – und der schlechten Stimmung im Bund.

Die Distanzierung der FDP ist da nur folgerichtig. Sie mache keine Koalitionsaussage zugunsten der CDU, sagt ihr Fraktionschef. Dass die Roten die Gelben nicht brauchen, weiß auch er. Aber noch wichtiger ist für seine Partei, nicht in Pflügers Abwärtsstrudel zu geraten. Niemand will zu den Verlierern gehören.

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