piwik no script img

Auster für die Bischöfe

NETZWERK RECHERCHE Negativpreis geht an katholische Kirche

Die wenigsten holen ihn ab – Matthias Kopp kam. Bei der Jahrestagung des Netzwerks Recherche in Hamburg nahm der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz den „Preis“ am Samstag persönlich entgegen.

„Die Deutschen Bischöfe geben bei der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle nur die Tatsachen zu, die sich nicht mehr leugnen lassen. Die katholische Kirche respektiert den Anspruch der Öffentlichkeit auf frühzeitige und vollständige Information nicht und widerspricht damit ihren eigenen Wertepostulaten nach Wahrhaftigkeit und Ehrlichkeit“, begründete die Jury ihre Entscheidung.

In einer bewegenden „Laudatio“ auf den Preisträger sagte Süddeutsche-Innenpolitikchef Heribert Prantl, der einst selbst Messdiener beim heutigen Papst Josef Ratzinger war: „Eine Gemeinschaft, die vom Wort lebt wie keine andere, hat die Sprache verloren. Sie ist sprach- und sprechunfähig geworden, nicht nur, aber vor allem wenn es um ihr Verhältnis zur Sexualität geht“. Wer so viele Tabus habe, dem gehe die „Wahrhaftigkeit“ ab (voller Text auf taz.de).

„Wir haben als katholische Kirche die größte Krise seit 1945“, sagte Bischofskonferenz-Sprecher Kopp in seiner Entgegnung. „Ja, wir haben uns zu lange vor die Täter gestellt und nicht auf die Opfer geschaut. Ja, wir haben Kommunikationsfehler gemacht.“ Man habe aber längst umgedacht und erwarte von den Medien „Fairness“. Bis auf Einzelfälle sei die Berichterstattung bislang auch korrekt und fair gewesen, so Kopp.

Mit der „Verschlossenen Auster“ zeichnet die Journalistenvereinigung Netzwerk Recherche jährlich die größten Informationsblockierer aus, 2009 ging der Negativpreis an die Banken.

Die Auster will Kopp auch „unseren Bischöfen zeigen, wenn sie uns in Bonn besuchen“. Das Symbol an sich wertete der Kirchenmann auch positiv: Die Auster wirke von außen zwar verschlossen und abschreckend, „aber innen kann sich etwas sehr, sehr Wertvolles finden“. STG

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen