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Doch, das war Fußball

Die beiden Finalisten boten Abnutzung auf hohem Niveau

BERLIN taz ■ Nun gut, es war kein rauschendes Fußballfest, aber muss man deswegen so unduldsam kommentieren wie El País: „Auf den Straßen Italiens wird gefeiert werden, und sicherlich wird von den Helden von Berlin die Rede sein. Doch von Fußball sollte nicht gesprochen werden. Italien hat nicht existiert, es war eine klitzekleine Mannschaft, dazu verdammt, in Vergessenheit zu geraten. Es war ein Triumph des Nichts.“

Dieses Nichts hatte erstaunlich viel zu bieten. Auch das vermeintliche französische Nichts konnte sich bisweilen sehen lassen. Was man im Finale studieren durfte, war kein horror vacui, sondern eine Fülle an Fußball, doch, doch. Beide Mannschaften lieferten sich im Mittelfeld ein Abnutzungsduell. Die Reibung war derart hoch, dass Verschleißerscheinungen die Folge waren – hauptsächlich auf Seiten der Squadra Azzurra. Frankreich attackierte die Italiener so früh, dass die sich wohl mit Freuden an die Partie gegen Deutschland erinnerten, als ihnen Räume offen standen. Das Dickicht, das Patrick Vieira, Claude Makelele und Florent Malouda errichteten, war nahezu unüberwindlich. Labyrinthisch lange Wege mussten die Tottis und Pirlos gehen, um den Ball nach vorne zu tragen, zur einzigen Spitze Luca Toni. Später bot Italien mehr Offensivkräfte auf (Vincenzo Iaquinta, Alessandro Del Piero), doch da war das Team bereits ermattet vom schwierigen Spielaufbau. Frankreich hatte in dieser Phase der Partie die besseren Chancen, war aber auch machtlos, weil die Viererkette der Italiener um ihren Kapitän Fabio Cannavaro brillierte. Die Rochaden, die Absprachen klappen in dieser Formation fast fehlerlos. Urs Siegenthaler und Joachim Löw dürfen ihren Schützlingen getrost Lehrfilme von der italienischen Verteidigung zeigen, die nicht mit Catenaccio zu verwechseln ist. So einfach machte es sich Italiens Elf nicht. MARKUS VÖLKER

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