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Push für Gründer

Startercenter versprechen weniger Formularkrieg für Jungunternehmer, aber keine Extraangebote für Frauen

450 Fragen in 20 verschiedenen Fragebögen muss ein Jungunternehmer beantworten, bis er ein eigenes Geschäft eröffnen darf. Will er etwa ein Autohaus mit Reparaturwerkstatt anmelden, muss er dafür nicht nur zur Handwerkskammer, sondern auch zur Industrie- und Handelskammer laufen. Solche bürokratischen Hürden sollen mit Schuld daran sein, dass in NRW kaum Menschen den Schritt in die Selbständigkeit wagen. Während die Selbständigenquote bundesweit bei elf Prozent liegt, erreicht sie in NRW zehn und im Ruhrgebiet nur 8,7 Prozent.

Das will NRW-Wirtschaftsministerin Christa Thoben (CDU) ändern. Gestern wurden in der IHK Essen, im Handwerkszentrum Ruhr in Oberhausen und im „Haus der Wirtschaft“ in Mülheim die ersten „Startercenter NRW“ eröffnet. Sie sollen die Aufgaben verschiedener Standesorganisationen bündeln und junge Unternehmer aller Berufsgruppen schnell und ohne Papierkrieg beraten. Dadurch soll die Zahl erfolgreicher Neugründungen steigen.

Thobens Ziel ist ein landesweites Netz von Startercentern. Das nächste eröffnet im August in Recklinghausen. In Gelsenkirchen, Münster und Detmold laufen die Vorbereitungen. Zudem soll es dank einer neuen Software bald nur noch ein elektronisches Formular geben, das von den Startercentern aus direkt an die zuständigen Ämter geschickt wird. In Oberhausen wird das Verfahren bereits getestet.

Neue Arbeitsplätze werden allerdings nicht geschaffen. Die IHK Essen etwa strukturiert nur ihren Betrieb um und stellt drei Mitarbeiter ab, die dann die Beratung übernehmen sollen. Auch die Kosten trägt sie selbst.

Bis jetzt gibt es in den Büros keine speziellen Beratungsangebote für Frauen. Fest steht aber, dass die Mitarbeiter auch die Arbeit der landesweiten Regionalstellen „Frau und Beruf“ mit übernehmen müssen. Das hat NRW-Frauenminister Armin Laschet (CDU) angekündigt, der „Doppelstrukturen“ im Land abbauen will.

Für die 47 Regionalstellen, die seit 18 Jahren vernetzt arbeiten und ihre Angebote, Seminare und Projekte speziell auf Junggründerinnen und ihre Probleme am Arbeitsmarkt ausgerichtet haben, gibt es ab 2007 keine Förderung mehr vom Land: Sie werden voraussichtlich schließen. Zur Eröffnung des Essener Startercenters wurden die Mitarbeiterinnen der örtlichen Regionalstelle nicht eingeladen.

GESA SCHÖLGENS

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