: Die künftige Elite hat gut lachen
Alle anderen müssen sich schwer ranhalten: Denn die Unis folgen brav den Kürzungsvorgaben des Wissenschaftssenators. In Zukunft will Flierl ihre Erfolge noch stärker am Kriterium Effizienz messen
Von Nina Apin
Wenige Tage vor Semesterende hat Wissenschaftssenator Thomas Flierl (Linkspartei) plötzlich nur noch Lob für seine Unis übrig. „Berlin kann auf seine Hochschulen stolz sein“, sagte Flierl gestern. Die Unis arbeiteten effizient und kostensparend und schnitten auch im überregionalen Vergleich gut ab. Dies gelte besonders für die Fachhochschulen, die an einem erstmals erhobenen Vergleich unter sieben Bundesländern teilnahmen und die Spitzenposition belegten.
Anlass zum Lob des Senators gaben die gesammelten Leistungsberichte der Hochschulen aus den Jahren 2002 bis 2005, die dem Abgeordnetenhaus jetzt vorliegen. Aus den Berichten geht hervor, dass alle Hochschulen einen ausgeglichenen Haushalt vorweisen, ein im Hochschulrahmenvertrag festgesetztes Ziel, das vor allem durch Einsparungen beim Personal erreicht wurde. Auch die durchschnittliche Studienzeit hat sich verbessert: 41,3 Prozent aller Studierenden wurden 2005 in der Regelstudienzeit plus zwei Semester fertig, 2000 waren es nur 36 Prozent. Immerhin 55 Prozent aller Studis verlassen die Universität mit einem Abschluss. Die FU schnitt bei der Leistungsbilanz am besten ab und darf sich wegen ihrer Verdienste um Forschung und Frauenförderung über einen leistungsbezogenen Senatszuschuss freuen.
Effizienz allerorten, doch die Unis haben trotzdem kaum Grund zum Jubeln. Der Hochschuletat wird bis 2009 weiter gekürzt: von gegenwärtig 945 Millionen jährlich auf 870 Millionen Euro. Und die größte Herausforderung steht den Hochschulen erst noch bevor: Die Umsetzung der EU-weiten Bologna-Beschlüsse, die bis 2009 eine Umstrukturierung aller Magister- und Diplomstudiengänge in Bachelor- und Masterstudiengänge vorsehen.
Flierl bescheinigt den Hochschulen, auch in diesem Punkt gut vorangekommen zu sein. Bei 350 von ungefähr 600 umstellungspflichtigen Studiengängen sei der Prozess bereits abgeschlossen, bundesweit liege Berlin damit im Zeitplan. Das neue System sieht vier bis sechssemestrige Bachelor-Studiengänge vor, die eine solide Grundbildung für den Berufsstart vermitteln sollen. 70 Prozent aller Bachelorabsolventen sollen nach Senatsplänen anschließend ein vertiefendes Masterstudium beginnen.
Im Rahmen der Umstellung soll es 8 Prozent weniger Studienplätze, aber genauso viele Absolventen geben wie bisher, kündigt der Wissenschaftssenator an. „Bei verbesserter Betreuung soll die Effizienz der Lehre gesteigert werden“, sagte er. Die Universitäten haben sich in einer gemeinsamen Erklärung auf das Ziel verpflichtet, 70 von 100 Studienanfängern zum Bachelor-Abschluss zu führen. Im Gegenzug will sich der Senat für verbesserte Betreuung einsetzen.
Die Umsetzung der groß angelegten Umstellung der Studiengänge ist in der Realität allerdings problematischer, als der Wissenschaftssenator zugibt. Lisa Paus, die hochschulpolitische Sprecherin der Grünen, kritisiert, der rot-rote Senat treibe die Reform ohne Konzept voran und richte mit unklaren oder unerfüllbaren Regelungen „großen Wirrwarr“ an. An den Universitäten herrsche Ratlosigkeit, wie man die bestehenden Lehramts-, Diplom- und Magisterstudiengänge möglichst ohne Chaos in Bachelors und daran anschließende oder eigenständige Masterstudiengänge überführen solle, so Paus.
Für Ärger sorgte jüngst eine Änderung des Hochschulzulassungsgesetzes vom 15. Juli. Danach sollen die Universitäten noch diesen Herbst einen nahtlosen Übergang vom Bachelor zum Master für alle betroffenen Studierenden gewährleisten. Wie wenig diese Forderung der Realität in den Hochschulen entspricht, wo alte Magister und neue Bachelor noch vielfach nebeneinander existieren, zeigt die Reaktion der Unis: Die Rektoren bereiten gegenwärtig eine Klage gegen die Gesetzesänderung vor.
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