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Im Jemen droht der nächste Krieg

KONFLIKT Die Sorge, dass der Staat zerfällt und zur Hochburg von al-Qaida wird, bleibt weiter aktuell

Stabilität und Sicherheit sind Voraussetzung für die Rückkehr der Flüchtlinge

AUS KAIRO KARIM EL-GAWHARY

Im Nordjemen eskaliert der Konflikt zwischen den schiitischen Huthi-Rebellen und der Zentralregierung in Sanaa. Ein zwischen beiden Seiten im Februar unterzeichneter Waffenstillstand wird inzwischen fast täglich gebrochen. Denn die Probleme der unterentwickelten Region sind nach wie vor die gleichen. Die Huthis sehen sich in wirtschaftlicher, politischer und religiöser Hinsicht von der Regierung diskriminiert. Diese Woche haben die Rebellen erstmals wieder eine Stellung des Militärs überrannt.

Seit einem am Weihnachtstag vereitelten Attentat auf ein US-Passagierflugzeug, zu dem sich der vom Jemen aus operierende Flügel von al-Qaida bekannte, befindet sich das Land auf dem Radarschirm westlicher Geheimdienste. Diese befürchten, dass Saudi-Arabiens armer Nachbar als Staat zusammenbrechen und wie Afghanistan oder Somalia zu einer neuen Hochburg militanter Islamisten werden könnte. So wurde Anfang des Jahres der internationale Druck auf den jemenitischen Präsidenten Ali Saleh erhöht, sein desolates Haus in Ordnung zu bringen. Doch die al-Qaida nahen Gruppen verüben weiterhin regelmäßig Anschläge und legen es dabei immer mehr auf eine direkte Konfrontation mit den jemenitischen Streitkräften an. Hinzu kommt eine wachsende Unzufriedenheit im ebenfalls unterentwickelten Süden des Landes, die immer deutlicher in Unabhängigkeitsforderungen mündet. Doch nun drohen die Bestrebungen des Westens um die Stabilität des Landes und die Eindämmung al-Qaidas zu verpuffen.

Am Dienstag wurde gemeldet, dass die Huthi-Rebellen eine Stellung der Armee überrannt und 200 Soldaten gefangen nahmen, die inzwischen wieder freigelassen wurden. Dem vorausgegangen waren ständige Scharmützel zwischen den Rebellen und dem ebenfalls im Norden lebenden Ibn-Asis-Stamm, den die Regierung als Stellvertreter in diesem Konflikt einsetzt. Daraufhin kam es immer wieder zu Zusammenstößen zwischen den Rebellen und der regulären Armee und zu wechselseitigen Vorwürfen. „Die Soldaten kamen und haben unsere Frauen und Kinder getötet“, erklärte der im deutschen Exil lebende Führer der Rebellen, Yahya al-Huthi, gegenüber al-Dschasira. Jemens Präsident Saleh warf den Rebellen vor, erneut einen Krieg zu wollen und den Waffenstillstand fast täglich zu brechen.

Die Meldungen können kaum von unabhängiger Seite bestätigt werden. Journalisten werden nicht ins Konfliktgebiet gelassen. Mitarbeiter von Hilfsorganisationen, wie dem UN-Flüchtlingswerk UNHCR, bewegen sich aus Sicherheitsgründen nur in einem Radius von sieben Kilometern rund um das nördliche Zentrum Saada.

Der Zugang zu den Menschen, die innerhalb des vergangenen Jahres aus ihren Dörfern vor dem Krieg geflüchtet waren, ist schwierig, heißt es in einer Erklärung des UNHCR. Die Organisation schätzt, dass 324.000 Menschen vor den Auseinandersetzungen geflohen sind. Trotz des Waffenstillstands seien nur 14.000 in ihre Heimatdörfer zurückgekehrt. „Stabilität und Sicherheit sind Voraussetzung für die Rückkehr der Flüchtlinge“, erklärt die dortige UNHCR-Sprecherin Marie Marulaz. „Beides“, sagt sie trocken, „ist im Moment nicht gewährleistet.“

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