: Niedersachsen denkt über Verkauf von VW-Aktien nach
HAUSHALT Die Landesregierung will sparen. Ihre Sperrminorität im Konzern will sie behalten
HANNOVER taz | Nach dem Sieg von Volkswagen in der Übernahmeschlacht mit Porsche rechnet der VW-Großaktionär Niedersachsen mit einer Erfolgsprämie bei der geplanten endgültigen Verschmelzung der beiden Autounternehmen. Das niedersächsische Kabinett hat am Montag in Hannover auf einer Haushaltsklausur beschlossen, im kommenden Jahr 300 Millionen Euro und 2012 und 2013 jeweils 150 Millionen aus Vermögensverkäufen zu erlösen.
Da es relativ wenig Landesbeteiligungen gebe, sei er sofort mit Spekulationen in Richtung Volkswagen konfrontiert worden, sagte Ministerpräsident David McAllister nach der Klausur. Das Land wolle seinen Anteil von derzeit 20,01 Prozent an VW behalten. Volkswagen könnte allerdings von den geplanten Vermögensverkäufen betroffen sein, „sollte es mit Blick auf die Integration von Porsche in Volkswagen zu veränderten Landesanteilen kommen“, betonte der CDU-Politiker.
Die Landesregierung erwartet offenbar, dass es im Zuge der Verschmelzung der beiden Autounternehmen zu einer Aufwertung und Aufstockung ihres Aktienanteils an VW kommt, und will überschüssige Aktien, die über die Sperrminorität hinausgehen, verkaufen. Für die Veräußerungen habe man bis Ende 2011 Zeit. Dass es davon unabhängig bei der Sperrminorität des Landes von mindestens 20,01 Prozent bleibe, habe er VW-Chef Martin Winterkorn und dem Konzernbetriebsrat zugesichert. Ein Prozent der VW-Stammaktien kosten beim derzeitigen Kurs etwa 215 Millionen Euro. Insgesamt hofft Niedersachsen demnach, durch die Integration von Porsche in VW gut 2,5 Prozent Stammaktien des Unternehmens erhalten und verkaufen zu können.
VW hat neben Niedersachsen folgende Großaktionäre: das Emirat Katar mit 17 Prozent, die vor allem im Besitz der Familien Porsche und Piëch befindliche Porsche SE mit 50,74 Prozent und die dem gleichen Clan gehörende Porsche GmbH Salzburg. Bei der geplanten Verschmelzung sollen VW, Porsche SE und Porsche GmbH zusammen ein neues Unternehmen bilden. Dabei entschuldet Volkswagen unterm Strich Porsche. Allerdings werden wohl noch dicke Wertgutachten zu schreiben sein, bevor die neue VW-Aktionärsstruktur dann feststeht. JÜRGEN VOGES
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