Die USA hoffen, mit dem Krieg im Libanon den Iran zu schwächen: Schlag gegen die Achse des Bösen
Für die israelische Außenministerin Zippi Livni ist der Krieg gegen die Hisbollah ein Teil des Kampfes gegen die „neue Achse des Bösen zwischen Iran, Syrien, Hisbollah und Hamas“, wie sie in einem Focus-Interview bekannte. Ähnlich äußerte sich jüngst der US-amerikanische Präsident. Anders gesagt: Mit dem Krieg gegen die libanesische Hisbollah soll der Iran getroffen werden.
Das ist wenig überraschend: Unter einflussreichen Sicherheitsexperten in Israel und radikalen Neokonservativen in den USA herrscht die Meinung vor, dass die Bush-Regierung noch vor dem Ende einen entscheidenden Krieg gegen den Iran führen sollte, bevor das Land in den Besitz von Atomwaffen gelangt. In dieser Logik ist die Ausschaltung der Hisbollah ein essenzieller Schritt und die Zerstörung des Libanon ein nötiges Bauernopfer auf dem Weg. Diese Denkschule lehnt jeden Kompromiss oder einen vorzeitigen Waffenstillstand entschieden ab und hat in der gegenwärtigen US-Regierung noch immer Einfluss.
Allerdings hat sich die globale Machtbalance mit dem gescheiterten Irakkrieg und dem wachsenden Einfluss etwa des Iran und Russlands in der Region zuungunsten der Vereinigten Staaten verschoben. In dieser Schwäche kann eine Chance liegen: dann nämlich, wenn die bisherigen Annahmen zum Krieg gegen den Terror und zur Sicherung von Stabilität und Freiheit einer ernsthaften Überprüfung unterzogen werden.
Die geplante „Ausschaltung“ der Hisbollah scheint inzwischen in weite Ferne gerückt. Statt dessen mehren sich die Anzeichen eines guerillaähnlichen Abnutzungskrieges mit seinen langfristigen Gefahren. Die Zeit schneller Kriegserfolge durch hochgerüstete Militäreinsätze ist vorbei, das ist spätestens seit dem Irakkrieg evident. Dies ist wohl auch der Grund für den Sinneswandel der US-Außenministerin Condoleezza Rice, nun doch für einen schnellen Waffenstillstand einzutreten.
Inzwischen spricht fast alles für eine sofortige Einstellung der Kampfhandlungen und die Etablierung einer international verabredeten Schutztruppe zwischen den beiden Ländern. Es wäre eine Frage pragmatischer Vernunft, mit Hilfe fairer Makler – dazu gehört auch die Bundesregierung, wenn sie das will – sich zu einem „umfassenden Frieden“ bereit zu finden, wie er jüngst auf dem G-8-Gipfel in Petersburg gefordert wurde. Dazu müssen die zentralen Konfliktherde der Region angegangen werden. Sonst ist der große Showdown mit dem Iran nur mehr eine Frage der Zeit.
HAJO FUNKE
Der Autor ist Politikwissenschaftler in Berlin
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