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Kunden werden Preiswächter

Auf einer Internetseite des Statistischen Bundesamtes kann der Verbraucher prüfen, welche Produkte bereits vor der Erhöhung der Mehrwertsteuer teurer werden

BERLIN taz ■ Ob Brötchen, Jeans oder Benzin: Wie sich die Preise im Zuge der Mehrwertsteuererhöhung verändern, kann der Verbraucher nun selbst verfolgen. Knapp fünf Monate vor der Anhebung des Steuersatzes von 16 auf 19 Prozent hat das Statistische Bundesamt gestern einen Preismonitor ins Internet gestellt. Dort kann der Kunde in den nächsten Monaten anhand von Grafiken für ausgewählte Waren beobachten, wie sich die Preise entwickeln werden.

„Wir reagieren damit auf die vielen Anfragen zu den Auswirkungen der Mehrwertsteuererhöhung“, sagt Timm Behrmann vom Statistischen Bundesamt. Nach Angaben des Statistikers soll der Preismonitor bis Mitte 2007 regelmäßig aktualisiert werden. Allerdings gebe der Überblick keinen Aufschluss darüber, ob eine mögliche Preiserhöhung einzig auf die höhere Mehrwertsteuer zurückzuführen ist oder andere Ursachen hat. In der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) sieht man darin jedoch keinen großen Nachteil: „Wir hoffen ja vor allem auf eine Sensibilisierung des Preisempfindens bei den Verbrauchern“, erklärt Christian Fronczak, Pressesprecher der Verbraucherzentrale. Die VZBV war an der Entwicklung des Preismonitors mit beteiligt.

Zur Berechnung der Statistik werden deutschlandweit jeden Monat die Preise häufig gekaufter Waren in 40.000 Geschäften gesammelt und mit den Werten der Vormonate verglichen. Erste Preisschübe werden bereits in den Monaten vor der Mehrwertsteuererhöhung erwartet. Nach einer Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) planten 38 Prozent von knapp 2.000 befragten Unternehmen, die Preise noch im laufenden Jahr heraufzusetzen, fünf Prozent rechneten sogar damit, die Preisschraube „sehr stark“ anzuziehen. Auch der Dachverband der Drogisten hat Mitgliedern empfohlen, bereits ab September Preisaufschläge auf Drogerieartikel einzuführen.

Keine großen Änderungen werden hingegen bei den Preisen für Lebensmittel erwartet, für die weiterhin ein ermäßigter Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent gilt.

In der Kritik stehen bei den Verbraucherschützern jedoch gar nicht einzelne Gewerbebranchen: „Auch wenn die weitere Preisentwicklung abzuwarten bleibt, ist klar, dass gerade die einkommensschwachen Haushalte durch die Mehrwertsteuererhöhung belastet werden“, so Verbrauchersprecher Fronczak.

VOLKER HOLLMICHEL

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