: Totentanz auf der Partymeile
STADTENTWICKLUNG II Das alte Haupttelegrafenamt gegenüber dem Postfuhramt steht leer. Der Eigentümer hat offensichtlich kein Interesse an der Nutzung der riesigen Immobilie an der Oranienburger Straße
Die Oranienburger Straße ist eine einzige Partymeile. Nur an der Ecke Monbijoustraße ist es still – und das schon seit November 2008. Damals kündigte der Eigentümer den Nutzern, die auf dem 70.000 Quadratmeter großen Areal des ehemaligen Haupttelegrafenamtes aktiv waren, darunter der 2BClub und der Theaterdiscounter Mitte.
Auch der Verein Berliner Unterwelten durfte seine Führungen durch das größte erhaltene Rohrpostsystem der Stadt im Keller des Gebäudes nicht mehr anbieten. „Der Eigentümer kündigte für Anfang 2009 Umbaumaßnahmen an“, berichtet Unterwelten-Mitarbeiter Holger Happel. Passiert sei bis heute allerdings nichts. „Da herrscht Totentanz.“
Auch südlich der Ziegelstraße, auf dem Gelände der ehemaligen Charité-Frauenklinik, tut sich nichts. Beide Grundstücke gehören dem bayerischen Unternehmer Ernst Freiberger, der darauf ein „Forum Museumsinsel“ mit hochwertigem Wohnen, Hotel, Gastronomie und Einzelhandel plant. Seitdem auch die Charité Anfang dieses Jahres auszog, wartet das Grundstück auf seine Entwicklung. Und Mittes Baustadtrat Ephraim Gothe wartet auf einen Anruf von Ernst Freiberger. „Unser letzter Termin war vor drei Jahren, über die Vorlage eines konkreten Konzepts würde ich mich freuen“, meint Gothe. „Solange es kein Shopping-Center oder Hochhaus ist.“
Mit Hochhausplänen für das Haupttelegrafenamt war Freiberger bereits 2002 an den Bezirk herangetreten. In einem internen Wettbewerb hatte er den Stararchitekten Helmut Jahn für den Bau eines Wolkenkratzers gewonnen. Doch die Stadtbaurätin untersagte Neubauten, die über die 50 Meter hohe Kuppel der Neuen Synagoge an der Oranienburger Straße hinausragen. Danach wurde es still um Freibergers Forum.
Einen Bebauungsplan für das 70.000 Quadratmeter große Areal zwischen Ziegel-, Monbijou-und Oranienburger Straße gibt es zwar nicht, Grenzen setzen den Bauherrenvisionen aber der Denkmalschutz für die viergeschossigen Putzbauten und die vom Bezirk entwickelten Gestaltungsrichtlinien für die Spandauer Vorstadt. Deren Sorgenkind sei die Oranienburger Straße, sagt Baustadtrat Gothe: „Unser Motto für künftige Bauvorhaben ist: weniger Kommerz und Remmidemmi, mehr Wohnen und Kultur.“ Deutlicher wird Eva-Maria Eichler, Leiterin der Denkmalbehörde im Stadtplanungsamt: „Dass es keine Hochhäuser in der Spandauer Vorstadt geben wird, ist klar.“
Bei der Freiberger Holding heißt es auf Nachfrage, man befinde sich noch in der Konzeptionierungsphase. NINA APIN
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