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Bertelsmann-Chef pro Atom

ENERGIE-APPELL Auch Hartmut Ostrowski hat unterzeichnet

Was am Samstag in der FAZ noch hinten im Wirtschaftsteil lief, hatte es in der Sonntagsausgabe schon ganz nach vorn geschafft: Der „Energie-Appell“, dessen Unterschriftenliste sich wie die Wiederauferstehung der guten alten Deutschland AG liest und mit dem diverse Unternehmer im Verein mit den großen Energieriesen „Mut und Realismus für Deutschlands Energiezukunft“ einfordern.

Neues findet sich im Appell der Atomlobby allerdings kaum. Wen wundert’s: Der hinter Appell wie Anzeigenkampagne steckende Verein Energiezukunft für Deutschland e. V. wurde laut seiner Website ja auch „auf Initiative der Energieversorgungsunternehmen E.ON, EnBW, RWE und Vattenfall Europe“ erst ganz frisch im August gegründet.

Dabei verdienen vor allem zwei Unterzeichner Aufmerksamkeit: Da ist einmal Manfred Bissinger. Die Ex-Stern-Ikone macht heute in Corporate Publishing, von daher mag das in Ordnung gehen: Er muss da mitmachen, schon zwecks Kundenpflege. Interessanter ist der Fall von Hartmut Ostrowski, Bertelsmann-Vorstandschef. Das Medien- und Logistikunternehmen sollte sich im Sinne des 2009 verstorbenen Reinhard Mohn ja eigentlich gesellschaftspolitisch in der Vorhut bewegen. Es mag daran liegen, dass sich die konzernnahe Bertelsmann-Stiftung bislang nie so richtig mit Energiepolitik beschäftigt hat: Jedenfalls unterstützt Bertelsmann jetzt den als „Sowohl-als-auch“ verbrämten Rückwärtskurs der AKW-Lobby und kämpft mit gegen Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) – dabei ist sein Laden nicht mal ein Spitzenverbraucher von Energie.

Vielleicht hat sich der bekennende Fußballfan Ostrowski, der 2010 übrigens das Ansinnen der Union ablehnte, ihn in die Bundesversammlung zu entsenden, von einem anderen Unterzeichner überzeugen lassen: Vor Bissinger steht der Name von DFB-Teammanager Oliver Bierhoff. Was zeigt, dass auch Fußball politischer sein kann, als man gemeinhin so ahnt. STG

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