piwik no script img

Falsche SolidaritätFinger weg vom Kinder-Geld

Es klingt immer so schön, wenn Politiker an die Familie appellieren, an den Zusammenhalt und die Solidarität. Aber die Wirklichkeit sieht ernüchternd anders aus: Eltern werden jetzt gezwungen, sich an der Zukunft ihrer Kinder zu vergreifen. Dass es so nicht gehen kann, müsste eigentlich schon aus juristischer Perspektive klar werden.

Kommentarvon JAN KAHLCKE

Minderjährige sind in Deutschland nicht voll geschäftsfähig und können über ihr Vermögen daher auch nicht frei entscheiden. Dafür gibt es Erziehungsberechtigte. Wenn die aber selbst zu Nutznießern des kindlichen Wohlstands werden, ist der Interessenkonflikt programmiert. Was, wenn Eltern das Geld ihrer Kinder einfach verjuxen?

Eine Mutter, die ethische Vorbehalte hat, ihrem Sohn auf der Tasche zu liegen, soll nun in Bremen mit Gewalt dazu gebracht werden. Sie soll verfrühstücken, was ihrem Kind als Grundlage für ein besseres Leben dienen könnte. Der Junge ist durch die mütterliche Notlage doppelt bestraft: Er muss schon während der Jugend darben, weil das Haushaltseinkommen nicht reicht. Und die Reserven, die ihm ein sorgloses – natürlich gebührenpflichtiges – Studium ermöglichen sollen, gehen für den Unterhalt der Mutter drauf.

In der Politik ist das Geschrei dann nachher wieder groß: über „generationsübergreifende Armutskarrieren“.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen