HAMBURGER SZENE VON LENA KAISER: Handfesseln und Konfetti
„Ich sehe meinen Anwaltskollegen vor Ihnen weglaufen“, ruft der Anwalt einigen Polizisten zu. „Da frage ich mich doch, was denn hier los ist!“ Aus dem Büro von „Mieter Helfen Mietern“ in der Schanze ist er herunter auf die Straße geeilt. Hier hat gerade eine Schar Wachmänner hastig die Einsatzwagen verlassen und rennt nun hinter einem bunt gekleideten Pulk hinterher.
Der Pulk, das ist die Initiative „Recht auf Wohnraum“, die gerade eine schlichte 47-Quadratmeter-Wohnung in Backstein-Klinker verlässt. Mit Masken, Musik, Konfetti, Luftschlangen und Sekt haben sie eine Fette-Miete-Party gemacht; im Backstein-Klinker waren 12 Euro pro Quadratmeter kalt zu feiern.
Vor dem Haus gibt es ein letztes Gruppenfoto für die Presse. Dann tritt der Miet-Protest-Pulk den Rückzug an. An der nächsten Ecke treffen sie die Polizei. „Sind die jetzt tatsächlich wegen der Mieten-Party angerückt?“, staunt ein Journalist.
Den Davonlaufenden kommt ein Einsatzwagen entgegen. Nicht allen gelingt die Flucht. Umzingelt von Polizisten steht einer an die Hauswand gedrängt. Der Mieteranwalt informiert die Beamten über die eher dünne Rechtsgrundlage ihres Handelns. Ein anderer Journalist kommt näher und beobachtet das Geschehen. „Handfesseln?“, fragt er irritiert. Ein Konfettischnipsel fällt aus seinem Haar zu Boden.
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