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SPORTPLATZVoll auf der Höhe

FUSSBALL Union siegt mit 2:0 gegen den FSV Frankfurt und mischt munter im Aufstiegsrennen mit. Das Team präsentiert sich derzeit sehr reif – genau wie Siegtorschütze Fabian Schönheim

Es wurde dann doch kühl im Unterhemd. Fabian Schönheim hatte sich sein Trikot bereits vom Leib gerissen und es in die Fankurve geworfen. Nun stand er fünf Minuten nach Abpfiff im grauen, armlosen Shirt klatschend und tanzend am Sechzehnmeterraum. Er feierte mit seinem Team. Die Fans sangen den so schlüssigen wie eingängigen Refrain: „Wir haben den Sieg!“ Schönheim zog sich derweil eine Jacke über und hüpfte weiter.

Dass dieser Sieg gegen den FSV Frankfurt zustande kam, daran hatte der 27-Jährige großen Anteil. Schönheim hatte das entscheidende 2:0 erzielt. Dabei ist der Mann mit der Nummer 34 eher dafür bekannt, Tore zu verhindern. Am Freitagabend tauchte der 1,91 Meter große Innenverteidiger eine Viertelstunde vor Schluss aber vor des Gegners Tor auf. Dort ließ er Gegenspieler Marc-André Kruska aussteigen und schloss überlegt zum Siegtreffer ab. Die folgenden Jubelschreie auf der Waldseiten-Tribüne der Alten Försterei dürfte man wohl bis nach Erkner gehört haben.

„Wir konnten das umsetzen, was wir uns vorgenommen haben“, konstatierte der Torschütze nach dem Spiel nüchtern, um dann Torsten „Tusche“ Mattuschka für dessen Vorlage zum Treffer mit der Hacke zu loben: „Tusche macht das überragend.“ Dank der beiden Protagonisten des Siegs ist Union nun mit 36 Punkten und vorläufig auf dem vierten Tabellenplatz im Aufstiegsrennen gut dabei.

Dass Schönheim sich so weit nach vorne wagt und den Sieg nach Hause bringt, sagt dabei nicht nur einiges über das Spiel vom Freitag aus, sondern auch über die Verfassung, in der Union derzeit ist. Die Köpenicker dominierten dieses Spiel nach Belieben. Insbesondere das Kombinationsspiel, die Passsicherheit, die Ruhe und Variabilität in den Spielzügen war bemerkenswert – gegen einen allerdings auch schwachen Gegner. So wartete Union nach zahlreichen vergebenen Torchancen geduldig, bis selbst Abwehrrecke Schönheim mal mit vorrücken konnte. Nach dem 1:0 kurz vor der Pause durch Mattuschka (Foulelfmeter) brachte dieser Treffer die Entscheidung.

So wie Union sich derzeit präsentiert – konzentriert, eingespielt, mit reifer Spielanlage –, dürfte es schwer sein, sie zu schlagen. Und Schönheim, seit Mitte 2012 bei Union, hat sich längst zum Stammspieler entwickelt, wird langsam ruhiger und hat keine Mätzchen mehr nötig, um auf sich aufmerksam zu machen. Vor etwa einem Jahr noch war er es, der gegen Ingolstadt Richtung Ball spuckte, als das Leder nach einer strittigen Elfmeter-Entscheidung zur Ausführung auf dem Punkt lag. Heute verzichten Schönheim und sein Team auf solche Aktionen: Sie müssen sich nur auf ihre Stärken besinnen.

So war dieser Sieg nicht nur psychologisch sehr wichtig – Union ist 2014 weiterhin ungeschlagen –, sondern zeigte die Köpenicker taktisch voll auf der Höhe und bereit für den Aufstiegskampf. Das 4-4-2 beziehungsweise 4-2-3-1, das Coach Uwe Neuhaus spielen ließ, wirkte am Freitag traumwandlerisch sicher.

Die Situation im Kampf um den Aufstieg ist dabei in dieser Spielzeit für Union so günstig wie nie zuvor. Um Aufstiegsrang zwei und Relegationsrang drei konkurrieren derzeit sechs Teams, die alle eng beieinander liegen. So dürfte Eisern in dieser Saison lange ein Wörtchen mitreden. Und gegen Ende der Saison kann dann etwa die großartige Atmosphäre im Stadion an der Alten Försterei zusätzlich pushen.

Heute in einer Woche spielt Union beim FC St. Pauli – ein wegweisendes Spiel. Der Konkurrent um den Aufstieg hat in dieser Saison zu Hause Probleme. Wenn Union sich dies zunutze machen kann, könnten sie am Millerntor Big Points sammeln. Von den letzten drei Spielen gegen den Hamburger Klub gewann Union zwei bei einem Unentschieden.

JENS UTHOFF

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