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HARTZ-IV-EMPFÄNGER WERDEN IN U-BAHNEN KEINE TERRORISTEN ENTDECKENTiefensee denkt für Deutschland

Deutschland hat rund 5 Millionen Arbeitslose. Schade, dass es nicht 10 Millionen sind. Je mehr wir von ihnen haben, desto besser für die Republik! Denn insbesondere die Langzeitarbeitslosen sind zur Lösung jedes noch so komplizierten gesellschaftlichen Problems bestens geeignet. Die Pflege von Millionen vernachlässigter alter Menschen? Sprachunterricht für des Deutschen unkundige Migrantenkinder? Abwehr der Terrorgefahr? Keine Sorge, liebe Bürger mit festem Arbeitsplatz, das übernehmen jetzt alles die Hartz-IV-Empfänger mit ihren bombig bezahlten 1-Euro-Jobs.

Die Langzeitarbeitslosen sind die besten Garanten dafür, dass wir weiterhin ruhig schlafen können. Also versucht auch Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee, ihr kreatives Potenzial zu nutzen. Er möchte Hartz-IV-Empfänger als unbewaffnete Patrouillen im öffentlichen Nahverkehr einsetzen – zur „Erhöhung des Sicherheitsgefühls“ im Kampf gegen Terror und alles Böse dieser Welt.

Man weiß gar nicht, was einen ratloser zurücklässt: die Vorstellung, dass eine arbeitslose 50-jährige Sekretärin, zur Security Hostess umgeschult, in Zukunft sofort 110 wählen soll, wenn sie einen jungen Gotteskrieger bei verdächtiger Kontaktaufnahme in der Münchener U-Bahn erspäht – oder die Tatsache, dass ein gebildeter Mann wie Tiefensee solchen Unfug als „Denkanstoß“ klassifiziert. Natürlich kann es sinnvoll sein, Langzeitarbeitslosen gemeinnützige Arbeiten zu übertragen. Hilfreich für Hartz-IV-Empfänger ist alles, was ihnen das Gefühl von Ausweglosigkeit nimmt und sie in die Gemeinschaft integriert. Der Schutz der Bürger vor der Gefahr des islamistischen Terrors gehört ganz sicher nicht zu diesen Aufgaben. Das ist die Sache hochprofessioneller Spezialisten.

Tiefensee hat sich bislang nicht als Scharfmacher gegen Arbeitslose profiliert. Sein jetziger Vorschlag aber ist von ähnlichem Zynismus wie der von CSU-Generalsekretär Markus Söder, der Hartz-IV-Empfängern den Urlaub verbieten will. Armutspolitik muss zuallererst eine Politik des Respekts vor den Betroffenen sein. Diese Einsicht verweigert die Regierung bis heute. JENS KÖNIG

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