DIE DREI FRAGEZEICHEN: „Sicher verpufft“
PARALYMPICS Deutsche Athleten fahren ein weiteres Mal nach Sotschi, zu den Paralympischen Spielen. Einen Boykott hat es wieder nicht gegeben
taz: Warum haben Sie vor den Paralympischen Spielen nicht zum Boykott aufgerufen?
Lars Pickardt: Wir als Deutscher Behindertensportverband sind zu klein, ein Boykottaufruf von unserer Seite wäre sicher verpufft. Ich glaube nicht, dass sich ein Herr Putin dafür interessiert hätte, wenn 13 deutsche Athleten und elf Jugendsportler nicht nach Sotschi gefahren wären. Ein solcher Aufruf hätte, wenn überhaupt, vom internationalen Verband ausgehen müssen.
Wurde darüber gar nicht diskutiert?
Doch, natürlich haben wir intern darüber diskutiert, auch mit dem Deutschen Olympischen Sportbund, um eine gemeinsame Sprache zu sprechen. Aber wir halten es für falsch, Sport und Politik miteinander zu vermengen – ständig muss der Sport für irgendwas herhalten. Entscheidend war für uns, dass in Sotschi derzeit keine Gefahr für die Sportler besteht. Die Paralympics sind der große Lebenstraum der Athleten, diese Chance darf man ihnen nicht einfach nehmen. Außerdem können sich die Sportler jetzt vor Ort eine eigene Meinung bilden.
Hätte ein Boykottaufruf Ihrem Verband nicht auch wünschenswerte Aufmerksamkeit verschaffen können?
Unsere Kernaufgabe ist der Sport, und wir werden uns nicht auf Kosten der Athleten profilieren. Die entscheidende Frage ist doch, wohin die Spiele vergeben werden. Vielleicht sollte man darüber zukünftig besser nachdenken.
INTERVIEW: LAN-NA GROSSE
■ Lars Pickardt, 42, ist Mitglied im Präsidium des Deutschen Behindertensportverbands
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