heute in bremen: „Süddeutsche Krimis sind barocker“
Auf den Bremer Krimitagen hat die Anthologie „Morden im hohen Norden“ Premiere
taz: Wie mordet der Norden?
Bernhard Matt, Cheflektor Taschenbuch beim Heyne-Verlag: Spezifisch für norddeutsche Krimis sind natürlich die Schauplätze. In Bayern würde eben niemand am Deich erstochen oder im Watt versenkt werden. Das Meer spielt oft eine große Rolle, zum Beispiel werden Menschen während eines Segeltörns umgebracht. Und es gibt den Inselmord, der ganz ähnlich ist wie die alten Krimis, wo alles in einem geschlossenen Raum passiert. Von der Insel kommt man nach der Tat nicht so leicht weg, und man fällt auf.
Gibt es andere Merkmale?
In einem guten Krimi spiegelt sich der Inhalt in der Form wieder. Geschichten aus Süddeutschland sind häufig barocker geschrieben: ausschmückender, bunter, katholisch eben.
Braucht es einen regionalen Bezug?
Der ist schon sehr wichtig, eine Geschichte darf nicht im leeren Raum schweben. Manchmal reicht es aber auch, wenn ein bestimmtes Milieu beschrieben wird, das überall existiert, wie die Kleinstädte von Ingrid Noll.
Wer kauft Regionalkrimis?
Das hängt sehr von der Größe des Verlags und damit des Vertriebs ab. Aber selbst ein erfolgreicher Autor wie Jacques Berndorf, der mit seinen Krimis die Eifel berühmt gemacht hat, wird 70 Prozent seiner Leser in der Region haben.
Kann es problematisch sein, wenn man sich an realen Orten orientiert?
Ja, man kann auch anecken. Jürgen Kehrer, dessen Wilsberg-Krimis in Münster spielen, hat schon einmal echte Probleme bekommen mit Kommunalpolitikern, als denen seine Darstellung von städtischen Institutionen nicht gefiel. Fragen: Eiken Bruhn
Krimitalkshow mit Polizeipräsident Mordhorst, 20 Uhr, Zentralbibliothek
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