Wochenübersicht: Kinderhort: Winkelmaiers suchen nach den schönsten Spielsachen
Alle Monate wieder kürt die Kinderkinoinitiative einen „Kinderfilm des Monats“. Der September macht da keine Ausnahmen, weshalb von heute an „Genesis“ durch die Lichtspielhäuser reist. Die beiden französischen FilmemacherInnen Claude Nuridsany und Marie Pérennou waren in „Mikrokosmos“ dem Gekreuch und Gefleuch auf einer Wiese mit extrem kurzen Brennweiten und extrem langsamen Zeitlupen im wahrsten Sinne des Wortes zu Leibe gerückt. Das war so beeindruckend, dass „Mikrokosmos“ zu einem der kommerziell erfolgreichsten Dokumentarfilme aller Zeiten wurde. Im Nachfolger „Genesis“, an dem die beiden sechs Jahre drehten, versuchten sie mit ganz ähnlichen Mitteln die Ursprünge des Lebens zu ergründen, überbauten ihre beeindruckenden Naturaufnahmen aber mit – allgemein als vollkommen überflüssig befundener – Rahmenhandlung und pseudophilosophischem Überbau. So blieb das Ergebnis, gelinde gesagt, zwiespältig. Der Rezensent dieser Zeitung befand damals: „Dummerweise geraten die eigentlichen Stars des Films, die nach wie vor großartig fotografierten Tiere, über den mystischen Zinnober so sehr ins Abseits, dass nicht nur evolutionstheoretische Fragen offen bleiben. Sicher ist hingegen, dass Nuridsany und Pérennou sich auch mit ‚Genesis‘ als ausgezeichnete Tierfilmer erweisen, dass sie aber als Regisseure oder Drehbuchschreiber nicht allzu viel taugen.“
Na, dann vielleicht doch besser mal wieder ins Museum für Naturkunde, wo keine falschen Schamanen stören, sondern nur die momentan durchgeführten Umbaumaßnahmen. Einige der Säle sind deswegen geschlossen, der Großteil der Ausstellungen aber weiter zugänglich. Und so wissenschaftlich fundierte Informationen ohne vermenschlichte Tiere erhältlich, die das populistische „Genesis“ nicht zu liefern bereit war.
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