: Bunter Wunschzettel
320.000 Euro Gebühreneinnahmen sollen zur „Verbesserung der Studiensituation“ an der Uni verteilt werden. Auch das Studentenwerk wird entschädigt, Studierende boykottieren Verfahren
von Christian Jakob
Eine Schalldämmung für die Mechatronik-Halle, T-Shirts für „Campus-Guides“, Videokameras für Experimentalvorlesungen: Der Wunschzettel der Gremien und Fachbereiche an der Universität ist bunt ausgefallen. Anträge über 320.000 Euro, meist für zusätzliche Tutorien, sind bis zum Anfang der Woche bei der Universitäts-Verwaltung eingegangen. Die Einnahmen durch die zum Wintersemester erstmals erhobenen Studiengebühren wecken vielerorts Begehrlichkeiten. Vorgesehen ist, dass mit den Gebühren der Langzeitstudierenden „Maßnahmen zur Verbesserung der Studiensituation“ finanziert werden.
Entscheidend geschmälert wurde der universitäre Geldsegen durch eine Kompensationsklausel für das Bremer Studentenwerk. Das erhält in diesem Jahr einen Zuschuss von rund 3,9 Millionen Euro vom Land Bremen – 150.000 Euro mehr als im Jahr zuvor. Die Erhöhung wird aus dem Uni-Etat bestritten – und durch die Gebühreneinnahmen refinanziert. Hintergrund der Transaktion: Wegen der Langzeit-Studiengebühren wird mit einer hohen Zahl an Exmatrikulationen gerechnet. Durch jede Exmatrikulation entgehen dem ohnehin mit einem strukturellen Finanzloch geschlagenen Studentenwerk Beiträge in Höhe von 40 Euro pro Semester. „Wir haben noch keine genauen Zahlen, rechnen aber damit, dass sich 2.000 bis 4.000 Studierende wegen der Gebühren nicht zurückmelden können“, sagt Studentenwerk-Geschäftsführer Heinz-Ludwig Mohrmann. Ohne die Entschädigung aus dem Gebühren-Topf wäre die kürzlich erfolgte zehnprozentige Preiserhöhung des Mensa-Essens wohl noch höher ausgefallen.
Gebühren-Einnahmen in beträchtlicher Höhe haben auch die Verwaltungskosten für die Gebührenerhebung verschlungen. Die Uni-Verwaltung, sagt Uni-Pressesprecher Eberhard Scholz, hatte allein wegen der Gebühren 50.000 Postsendungen zu bewältigen, „zuzüglich jeweiliger Bearbeitungsdauer“. Dies sei zwar „garantiert ohne feste neue Stellen“ erfolgt, dennoch seien beträchtliche Kosten entstanden, zu deren Deckung die nun eingehenden Gebührenzahlungen verwendet würde. Beziffern konnte Scholz die Höhe der Kosten für den Verwaltungsaufwand indes nicht.
Die bis vergangenen Montag eingegangenen Zahlungen decken laut einem internen Papier der Universität die Transferleistungen an das Studentenwerk sowie die Verwaltungskosten. Alle nun eintreffenden Zahlungen flössen netto den „Maßnahmen zur Verbesserung der Studiensituation“ zu, so das Papier weiter. Mit welcher Summe die Uni hier rechnen darf, kann nur gemutmaßt werden: „Über 1.500 Studierende sind bis dato säumig“, so die Universitätsverwaltung, allerdings werden „vermutlich eine Reihe dieser Studierenden aufgrund der Gebührenhöhe eine Exmatrikulation vorziehen“. Allenfalls mit dem Geld von „einigen hundert Studierenden“ könne gerechnet werden.
Auf wenig Begeisterung bei den Studierenden stieß ein von der Konrektorin für Lehre, Ilse Helbrecht, ersonnenes informelles Vergabeverfahren der Gebührengelder. Zwar ist der Gebühren-Topf offiziell beim Rektor angesiedelt, doch sollten die Teilnehmer einer regelmäßigen Zusammenkunft von Helbrecht und studentischen Fachbereichsvertretern Empfehlungen für die Mittelverwendung aussprechen. Auf einem Treffen im August entschieden die Studiengangsausschüsse mehrheitlich, sich hieran nicht zu beteiligen. „Wir haben kein Interesse, Gelder aufzuteilen, mit deren Erhebung Studierende aus der Universität vertrieben werden“, hieß es hierzu beim AStA.
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