kabinenpredigt: Ausgewechselt
Der Berliner FC Dynamo ist ein Verein wie jeder andere. Gewiss, es gibt Rechtsradikale und Gewaltbereite unter den Fans, aber anderswo ist das doch genauso.
So lautete jedenfalls bislang die offizielle Lehrmeinung beim BFC Dynamo. Nach einem Problembewusstsein unter den Verantwortlichen suchte man vergebens. Umso erstaunlicher ist es nun, mit welcher Begründung der Präsident des BFC Dynamo, Mario Weinkauf, Ende vergangener Woche ankündigte, sein Amt niederzulegen. Er erklärte seinen Versuch für gescheitert, den Verein gesellschaftsfähig zu machen.
Dies überrascht im doppelten Sinne. Zum einen ist bis dato nicht bekannt gewesen, dass er seinen Club für nicht gesellschaftsfähig hält. Weinkauf redete stets Probleme mit Rechten und Mitgliedern der Rockerbande Hell’s Angels klein. Zum anderen ist niemand aufgefallen, dass er sich von diesem Klientel partout lösen wollte. Der Präsident sprach zwar häufig davon, kooperierte aber bei Geldnot doch mit Spendern aus der rechten Szene.
Seit Mai sind die Finanzsorgen besonders groß. Im Spiel gegen Union Berlin zettelten Dynamo-Fans Krawalle an. Der Hauptsponsor zog sich zurück. Angebahnte Gespräche mit weiteren potenziellen Geldgebern kamen nicht zustande. Weinkauf äußerte den Verdacht, dass diese Ausschreitungen von langer Hand geplant worden waren. Er geriet in noch stärkere finanzielle Abhängigkeit zu rechtsgesinnten Sponsoren.
Offenbar bewahrte sich der Präsident während seiner zweijährigen Amtszeit die Illusion, sich der radikalen Kräfte bedienen zu können, solange er sie brauchte, unterschätzte dabei aber völlig deren Eigenleben. Dass er jetzt unter diesen Bedingungen nicht weiterarbeiten will, ist verständlich. Trainer Rajko Fijalek kam am Freitag zum selben Schluss.
Vonseiten des BFC Dynamo wird ja immer beschwichtigt, wie klein das Grüppchen rechter Gewalttäter ist. Es bestimmt aber mit seinen Hintermännern nach wie vor maßgeblich die Geschicke des Vereins.
Johannes Kopp
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen