piwik no script img

Eine Utopie wird Wirklichkeit

DER FLASCHENHALSPARK

Der Park ist idyllisch-grün – und gleichzeitig sehr urban

Auf drei Spuren pro Richtung zischen die Autos die Trasse zwischen Schöneberg und Kreuzberg entlang. Ab und zu röhrt ein Motorrad. Es stinkt nach Abgasen. Die Häuser kehren der Autobahn den Rücken zu – zu belastend sind Lärm und Schmutz für die Anwohner. Freiwillig läuft hier niemand herum.

So hätte es an der Monumentenbrücke wohl ausgesehen, wären die alten Pläne für eine Westtangente zwischen Schöneberger Kreuz und Tiergarten Wirklichkeit geworden. Stattdessen entsteht an dieser Stelle nun Stück für Stück eine Parklandschaft. Seit dieser Woche gibt es wieder einen Grünzug mehr: Am Freitag eröffnete Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD) den sogenannten Flaschenhalspark zwischen Yorckstraße und Monumentenbrücke, der direkt an den Gleisdreieckpark anschließt. Wenn die Bauarbeiten irgendwann ganz abgeschlossen sind, soll man auf Radwegen vom Potsdamer Platz bis zum Schöneberger Südgelände gelangen. Eine alte Utopie wird Realität.

Man kann der Bürgerinitiative, die die Westtangente damals maßgeblich verhinderte, gar nicht genug danken. Radfahrer durchqueren heute Birkenwäldchen. Kinder schwingen sich auf Schaukeln hoch in die Luft. Jogger ziehen ihre Runden. Der Flaschenhalspark, das sind fünfeinhalb Hektar Erholung. 440.000 Euro wurden dafür ausgegeben.

Die Bahnhistorie ist überall präsent: Schottersteine liegen neben den Wegen. Auch die alten, teilweise von Grünzeug überwucherten Gleise wurden erhalten.

Für die Anwohner, die früher vor abgezäuntem Bahngelände standen, ist der Park ein großer Gewinn. Das lockt auch Investoren: An der Monumentenbrücke entsteht derzeit der lang gestreckte rote Neubau „Am Lokdepot“ mit Zugang zum Flaschenhalspark. Der Investor der Häuserzeile finanzierte auch die Rampe, über die Radfahrer hinunter ins Grüne gelangen. Der Fernradweg Berlin–Leipzig führt hier vorbei.

Wie der Gleisdreieckpark ist auch der Flaschenhalspark keine Oase der Stille. Nebenan rauschen nach wie vor S-Bahn-Züge und ICEs vorbei. Sie erinnern in schöner Regelmäßigkeit daran, dass man sich mitten in der Stadt befindet. Der Park ist idyllisch-grün. Und gleichzeitig sehr urban. ANTJE LANG-LENDORFF

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen