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ARD: Sieger nach Punkten

Würde das Öffentlich-Rechtliche keine Boxkämpfe übertragen, müssten wir unsere Welt für heil halten

Bevor am vergangenen Samstag der Boxer Arthur Abraham gegen seinen Herausforderer Edison Miranda in den Ring stieg, orakelte dessen Trainer Uli Wegner noch selbstsicher: „Arthur wird ihn zerbrechen!“

Vollmundigkeit gehört zum Boxsport wie die Zweideutigkeit zum Orakelspruch: „Zerbrochen“ wurde in dem Kampf nicht Miranda, sondern der Unterkiefer von Abraham, der sich am Ende dieses Gemetzels trotzdem nach Punkten gegen seinen Gegner durchsetzen konnte.

Die Nacht verbrachte Abraham zwar auf der Intensivstation, wo er sein nicht nur zermatschtes, sondern regelrecht zertrümmertes Gesicht mit Titanplatten fixieren lassen musste. Den IBF-Titel im Mittelgewicht aber hatte der „Blut-Boxer“ (Bild) gewonnen – wie übrigens auch der Zuschauer den Eindruck, dass es das Öffentlich-Rechtliche mit seinen feierlich formulierten Grundsätzen überraschend genau nimmt.

In ihren Richtlinien hat die ARD „Anforderungen an die Gestaltung von Sendungen und Angeboten“ formuliert: „Die Programme und Angebote sollen dazu beitragen, die Achtung vor Leben, Freiheit und körperlicher Unversehrtheit zu stärken.“

Tatsächlich dürfte bei jedem Zuschauer, der von der ARD am Samstag mit Live-Aufnahmen von offenen Wunden, spritzendem Blut und versehrten Körpern grundversorgt wurde, die Achtung vor der körperlichen Unversehrtheit gewachsen sein, weil: Wie es aussieht, wenn die mal nicht geachtet wird, ist ihm in dieser Sportsendung deutlich demonstriert worden.

Auch ist der aufklärerische Effekt solcher Bilder nicht zu unterschätzen. Denn dafür, dass täglich überall auf der Welt sinnlos Blut vergossen wird, bekommen wir verdächtig selten etwas davon zu sehen. Genau dafür braucht es den Boxsport.

Und ein Fernsehen, das so was auch sendet. Chapeau! FRA

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