piwik no script img

bvg-preiserhöhungenDie Spirale dreht sich weiter

Noch sind die Koalitionsverhandlungen nicht geführt, da drohen den Berlinern und Berlinerinnen schon wieder höhere Fahrpreise im öffentlichen Personennahverkehr. Im Durchschnitt sollen die Preise um 3 Prozent steigen. Die BVG begründet die geplante Erhöhung mit gestiegenen Energiepreisen und Materialkosten – obwohl die Preise für Benzin und Diesel gerade sinken und die Energiekosten nicht den Hauptteil des Ticketpreises ausmachen. Ärgerlich ist deshalb das erneute Drehen an der Preisschraube.

KOMMENTAR VON RICHARD ROTHER

Dabei hat die BVG in einem Punkt sogar Recht: Sie will bei Touristen kräftig zulangen; so soll die Tageskarte beispielsweise deutlich teurer werden. Im internationalen Vergleich ist Berlin günstig, auch deshalb strömen Touristen millionenfach in die Stadt. Keiner würde nicht deshalb nicht kommen, weil er während seines Wochenendaufenthaltes ein paar Euro mehr für Verkehr zahlen müsste. Der Tourist profitiert von dem vergleichsweise guten Verkehrsangebot – ihn stärker an der Finanzierung zu beteiligen, ist durchaus angemessen.

Leider möchte die BVG wie immer auch ihre treuen Kunden zur Kasse bitten, weil bei denen am meisten herauszuholen ist. Immerhin 4,5 Prozent mehr soll die Monatskarte kosten. Da hilft es auch nichts, dass das Abo-Ticket nicht teurer werden soll. Denn das ist nur ein Marketingtrick, um aus Monatskartenbesitzern Ganzjahreskunden zu machen. Für die, die im Sommer lieber aufs Fahrrad als in den stickigen BVG-Bus steigen, rechnet sich der Wechsel zum Abo nicht.

Neben der finanziellen haben höhere Fahrpreise auch eine psychologische Wirkung – sie schrecken vom Einstieg in Busse und Bahnen ab. Verkehrspolitisch wäre aber das genaue Gegenteil sinnvoll. Der neue Senat wäre deshalb gut beraten, die Berliner und Brandenburger Stammkunden und solche, die es mal werden wollen, vor höheren Fahrpreisen zu schützen. Spezielle Angebote für Touristen können davon ausgenommen werden – auch das arme Berlin darf sich so teuer wie möglich verkaufen.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen